Dtsch Med Wochenschr 1927; 53(1): 12-14
DOI: 10.1055/s-0028-1144894
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Zur Frage der Tuberkuloseschutzimpfung mit toten Tuberkelbazillen

H. Dold in Marburg a. d. Lahn
  • Aus dem Institut für experimentelle Therapie Emil v. Behring
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Publication Date:
19 August 2009 (online)

Zusammenfassung

In Bestätigung und Erweiterung früherer Angaben von Ungermann, Bessau, Zinsser und Petroff, Langer u.a., daß es gelingt, durch Vorbehandlung mit abgetöteten Tuberkelbazillen eine Ueberempfindlichkeit gegen Tuberkulin zu erzeugen, konnte gezeigt werden, daß man durch intensive Vorbehandlung von Meerschweinchen mit toten Tuberkelbazillen eine Ueberempfindlichkeit gegen lebende Tuberkelbazillen erzielen kann.

Der weitere Verlauf dieser Versuche bestätigte aber die Auffassung von Selter, daß Ueberempfindlichkeit gegen Tuberkulin nicht gleichbedeutend ist mit Immunität gegen Tuberkulose.

Aus zahlreichen Versuchen verschiedener Autoren (Uhlenhuth und Jötten, Selter, Webb, Seligmann und v. Gutfeld, Dold) geht hervor, daß es bisher in keinem Falle gelungen ist, Meerschweinchen durch Vorbehandlung mit abgetöteten Tuberkelbazillen gegen den tödlichen Verlauf einer künstlich gesetzten tuberkulösen Infektion zu schützen. Höchstens gelang es bei einmaliger qualitativ und quantitativ leichter Infektion, eine Verzögerung des tödlichen Verlaufes bei einigen Tieren zu erreichen (Zinsser, Ward und Jennings).

Da der Fall einer einmaligen Infektion unter natürlichen Verhältnissen selten, vielleicht nie verwirklicht ist, wurde durch neue Versuche die Frage zu beantworten gesucht, wie sich die mit totem Tuberkelbazillenmaterial schutzgeimpften Tiere gegenüber wiederholten leichten Infektionen verhalten.

Bei den an 40 Meerschweinchen (20 Versuchstiere, 20 Kontrollen) vorgenommenen Versuchen gelang es trotz intensiver Vorbehandlung mit totem. Tuberkelbazillenmaterial nicht, die Tiere gegen die folgenden (4) leichten intra- und perkutanen Infektionen mit lebenden Tuberkelbazillen zu schützen.

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