Zusammenfassung
Bei einer nicht geringen Zahl von Magersüchtigen liegt dem Zustand eine mit Funktionsverminderung
einhergehende Affektion der Hypophyse, insbesondere wohl des Vorderlappens zugrunde.
Häufiger handelt es sich um eine funktionelle oder anatomische Störung zerebraler
Zentren im Bereiche des Zwischenhirns. Es handelt sich hierbei nicht immer um ausgesprochene
Kachexie, sondern oft nur um mildere Formen der Abmagerung, deren Entstehung nach
der gewöhnlichen kalorischen Betrachtungsweise häufig nicht zu klären ist Die zerebral-hypophysär,
in manchen Fällen auch peripherisch bedingte Magersucht stellt das Gegenstück zu der
auf gleicher Grundlage entstandenen Fettsucht dar. Bei beiden spielen offenbar neben
anderen das System Hypophyse—Zwischenhirn schädigenden Faktoren (Enzephalitis, Tumoren
usw.), die zerebralen Druckverhältnisse, namentlich im Bereiche des III. Ventrikels
eine pathogenetische Rolle. Die Untersuchung deckt meist Funktionsstörungen der Stoffwechselzentren
des Zwischenhirns, häufig auch solche des Wärmezentrums (langdauernde Neigung zu subfebriler
Temperatursteigerung, auch zu Untertemperaturen) auf, zuweilen ist lediglich ein periodisch
schwankender, im ganzen aber deutlich gesteigerter Hirndruck nachweisbar.