Dtsch Med Wochenschr 1912; 38(24): 1127-1130
DOI: 10.1055/s-0029-1189577
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Die Blutveränderungen bei Morbus Basedowii im Lichte neuerer Forschung

Arno Ed. Lampé - Assistenten am Physiologischen Institut der Universität in Halle a. S.
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Publication Date:
22 June 2009 (online)

Zusammenfassung

Das weiße Blutbild zeigt bei der Basedowschen Krankheit als konstante Veränderung eine Lymphozytose. Leukopenie, Eosinophilie oder Mononukleose sind keine charakteristischen Basedowblutphänomene. Die basedowianische Lymphozytose ist nicht direkt abhängig von der krankhaft veränderten Schilddrüse, sondern von dem Thymus, der sich nach unserer Anschauung bei jeder ausgeprägten Basedowschen Krankheit findet. Der Basedow-Thymus ist stark toxisch und hat die Basedowsche Krankheit potenzierende Eigenschaften. Es besteht bei Morbus Basedowii neben einer Dysfunktion der Thyreoidea auch eine Dysfunktion des Thymus: ein Dysthymismus. Die Entwicklung der hyperplastischen Thymusdrüse geschieht wahrscheinlich über die Keimdrüsen hinweg, d. h. das veränderte Sekret der basedowianischen Schilddrüse schädigt zunächst die interstitielle Substanz der Keimdrüsen, und infolge dieser Veränderung kommt es zu einer Hyperplasie des Thymus.

Neben der Lymphozytose, einer morphologisch-hämatologischen Abweichung, finden sich bei dem Morbus Basedowii noch Veränderungen, die die Gesamtheit des Blutes in biochemischer Hinsicht betreffen. Dahin gehört die Verzögerung der Gerinnung und die Erniedrigung des Gefrierpunktes. Die Viskosität scheint nicht verändert zu sein. Weiterhin besteht eine Adrenalinämie und sehr häufig eine Glukämie, ohne daß es dabei zu einer Glukosurie kommt.

Wichtig für den Praktiker ist vor allem die Lymphozytose. Sie stellt ein wertvolles diagnostisches und differentialdiagnostisches Zeichen dar. Ihr prognostischer Wert ist noch nicht sichergestellt.

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