Dtsch Med Wochenschr 1914; 40(6): 286-287
DOI: 10.1055/s-0029-1190171
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Ueber die Sterilisation kleiner Trinkwassermengen durch Chlorkalk mit Berücksichtigung der militärischen Verhältnisse

Stabsarzt  Aumann, Stabsapotheker  Storp
  • Aus dem Medizinischen Untersuchungsamt bei der Kaiser Wilhelms-Akademie für das militärärztliche Bildungswesen in Berlin
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Publication Date:
03 July 2009 (online)

Zusammenfassung

  1. Der Gehalt des Chlorkalkgemisches an wirksamem Chlor erschien bei unseren ersten Untersuchungen geringer, als von der Firma angegeben (rund 15% statt 17,5%). Der Gehalt des Antichlors an wirksamem Perkarbonat betrug im Mittel rund 60 %.

  2. Ein mit frisch gelieferten Reagentien behandeltes Wasser war nach dem Filtrieren klar, von alkalischer Reaktion. Das behandelte Wasser besaß oxydierende Eigenschaften, bedingt durch überschüssiges Antichlor. Es war fast kalkfrei; bei natürlichem Wasser nimmt die Härte durch die Behandlung erheblich ab.

  3. Nach drei Monate langem Lagern war der Gehalt der Chlorkalkmischung an wirksamem Chlor um rund 2,5 % zurückgegangen. Der Gehalt des Antichlors an wirksamem Natriumperkarbonat war in den einzelnen Rührchen sehr ungleichmäßig, teilweise war das Salz fast völlig zersetzt.

  4. Ein mit diesen Reagentien behandeltes Wasser riecht nach Chlor, es schmeckt nach Chlor und ist als Trinkwasser unbrauchbar.

  5. Schon allein bei dieser nachgewiesenen Inkonstanz des Desinfiziens läßt sich eine Gewähr für sichere Keimvernichtung nicht geben. Um so schwerer fällt jetzt der Umstand ins Gewicht, daß wir stets die wechselnde Zusammensetzung der Oberflächenwässer mit zu berücksichtigen haben.

  6. Zur Gewinnung genußfertigen Trinkwassers ist Filtration des behandelten Wassers unumgänglich.

  7. Für Feldverhältnisse ist das Verfahren abzulehnen, denn der Geschmack des gewonnenen Wassers ist nicht einwandfrei; die erforderliche Filtration gestaltet das Verfahren zeitraubend und umständlich, und eine wirksame Sterilisation kann nicht für alle Fälle gesichert erscheinen.

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