Dtsch Med Wochenschr 1920; 46(6): 146-147
DOI: 10.1055/s-0029-1192438
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Ueber das Tonusproblem der glatten Muskeln der Hohlorgane und seine Bedeutung für die Therapie

J. Pal1)
  • Aus der I. Medizinischen Abteilung des Allgemeinen Krankenhauses in Wien
1) Nach einem Vortrag in der Gesellschaft der Aerzte in Wien am 10. Oktober 1919
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Publication Date:
14 July 2009 (online)

Zusammenfassung

Die aktionsfähige Muskelzelle befindet sich in einem Anspannungszustand, der sich aus einem kinetischen und einem tonischen Teil zusammensetzt. Dieser tonische Teil ist nicht nur ein Irritationszustand. Der Muskeltonus ist eine Funktion, deren Aufgabe es ist, die kinetischen Vorgänge regulierend zu beeinflussen. Nötigenfalls wird diese regulierende Einrichtung zu einer reparatorischen, wie bei der sekundären Hypertonie. Die Hypertonie tritt auch als Funktionsstörung primär aus uns wenigstens vorläufig nicht bekannten Anlässen auf. Dort, wo sie reparatorischen Charakter hat, ist sie nicht Gegenstand der Therapie. Die Beachtung des Tonus als Funktion bringt neue Gesichtspunkte. Diese sind in seiner Beziehung zur kinetischen Tätigkeit der Muskelzelle, die ich hier hauptsächlich skizziert habe, keineswegs erschöpft. Seine Beziehung zur Hemmung, zur Hypertrophie und Atrophie der Muskeln, seine besonderen Reflexbeziehungen u. a. sind noch offene Fragen, deren Studium weiteren Einblick in die Lebensvorgänge der glatten Muskeln zu bringen verspricht und zu einer Vertiefung unserer Kenntnisse über die Krankheiten des Muskeltonus führen muß.

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