Dtsch Med Wochenschr 1909; 35(4): 150-152
DOI: 10.1055/s-0029-1201248
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Ueber Desinfektionsmittelprüfung und neuere Desinfektionsmittel1)

Hans Schneider 1) Vortrag auf der 80. Versammlung Deutscher Naturforscher und Aerzte in Cöln.
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Publication Date:
31 July 2009 (online)

Zusammenfassung

Bei Bewertung von Resultaten über Desinfektionsmittelprüfung ist Rücksicht darauf zu nehmen, ob die Ausführung den wissenschaftlichen Anforderungen entspricht. Notwendig ist genaue Beschreibung der Arbeitsmethoden, in der die in der Einleitung unter 1—12 aufgezählten Punkte berücksichtigt sein sollen. Häufige Verwechslung von Entwicklungshemmung und Desinfektionswirkung. besonders bei formaldehydhaltigen und teerölhaltigen Präparaten, durch welche sich die vielfach widersprechenden Literaturangaben über Wirksamkeit von solchen Desinfektionsmitteln erklären lassen. Desinfektionsmittel mit stark entwicklungshemmenden Eigenschaften dürfen mit solchen, die keine oder nur geringe entwicklungshemmende Eigenschaften besitzen, nur nach Methoden verglichen werden, bei welchen der Einfluß der Entwicklungshemmung beseitigt ist; eine falsche Methodik wird sehr oft bei Vergleichsversuchen zwischen Formaldehydpräparaten und Kresolseifen oder solchen zwischen teerölhaltigen Präparaten und Kresolseifen oder Karbolsäure angewendet. Die englische Normalprüfungsmethode, der Rideal-Walker Test, läßt die Entwicklungshemmung ganz außer acht und ist gerade für die teerölhaltigen Desinfektionsmittel nach Art von Creolin, Cyllin, für welche sie am meisten gebraucht wird, gänzlich ungeeignet. Die nach falscher Methodik gewonnenen Resultate sind auf das richtige Maß zu reduzieren. Abhilfe und Vermeidung wertloser Literatur durch die Redaktionen der Zeitschriften, die Desinfektionsarbeiten, welche keine genauen Angaben enthalten oder nach falscher Methodik ausgeführt sind, ablehnen sollten. Kurze Besprechung zweier neuer beachtenswerter Desinfektionsmittel, Morbicid und Diphenyloxalester (Karbolsäuretabletten), auf Grund der vorhandenen Literatur.

Nachtrag bei der Korrektur: Das am Schluß erwähnte Präparat, Karbolsäuretabletten (Diphenyloxalester) befindet sich jetzt unter der Bezeichnung „Phenostal” in dem Handel.

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