Dtsch Med Wochenschr 1909; 35(14): 621-624
DOI: 10.1055/s-0029-1201382
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Ueber die Behandlung schwerer Arthritiden

A. Schawlow in Riga-Kemmern
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Publication Date:
01 August 2009 (online)

Zusammenfassung

Die rheumatoiden schweren Gelenkerkrankungen lassen sich vom Standpunkte des praktischen Arztes am besten in vier Gruppen einteilen: 1. die des Gelenkrheumatismus; 2. der Arthritis deformans; 3. der Polyarthritis chronica progressiva (Hoffa) und der mit ihr verwandten bakteriellen Gelenkerkrankungen, wie Arthritis gonorrhoica; 4. der traumatischen Gelenkerkrankungen und mit ihnen der Gicht. Alle diese Gruppen unterscheiden sich in ihrem Verlaufe und pathologisch-anatomischem Bilde wesentlich voneinander, da bei der einen die Erkrankung vom Knochenknorpelgerüste, bei der andern von den Weichteilen ausgeht.

Durch die Schwefelbäder in Kemmern werden die Fälle von akutem und chronischem Gelenkrheumatismus schnell sehr günstig beeinflußt, die leichten Gichtfälle auch, Arthritis deformans und die Polyarthritis chronica progressiva aber nicht oder nur sehr wenig.

Um in diesen Fällen Heilerfolge zu erzielen, müssen wir noch eine energische Fibrolysinbehandlung einleiten, die nach unseren Erfahrungen eine gute und sichere Restitutio verspricht. Die Wirkung des Fibrolysins beruht auf der lymphagogen, hyperämisierenden und chemotaktischen Eigenschaft, die im Verein mit der Leukopenie sich am mächtigsten am locus minoris resistentiae, an den erkrankten Gelenken, abspielen dürfte. Das Indikationsgebiet für die Anwendung des Fibrolysins ist streng einzuschränken; gerade bei Gelenkerkrankungen dürfte jedoch Fibrolysin am Platze sein, da es hier ein wirksames Adjuvans in der Behandlung zu sein scheint.

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