Dtsch Med Wochenschr 1909; 35(32): 1386-1389
DOI: 10.1055/s-0029-1201640
© Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Beobachtungen bei der Wassermannschen Reaktion1)

Hans Schlimpert - Sekundärarzt
  • Aus der Anatomie des Stadtkrankenhauses Dresden-Friedrichstadt. (Direktor: Geh. Med.-Rat Prof. Dr. Schmorl.)
1) Nach einem auf der 13. Tagung der Deutschen Pathologischen Gesellschaft gehaltenen Vortrage.
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Publication Date:
01 August 2009 (online)

Zusammenfassung

1. Die von Sachs und Roudoni empfohlene Prüfung des „Antigens” auf Hammelblutambozeptoren soll stets ausgeführt werden.

2. Die Verwendung der Reagentien in halben Quanten beeinträchtigt die Genauigkeit der Reaktion nicht. Von der Verwendung geringerer Quanten ist abzuraten.

3. Die Modifikation nach von Balner und Decastello ist als auf falschen Grundlagen beruhend zu verwerfen.

4. Sehr zu empfehlen ist die Ausführung der Reaktion nach der Methode von M. Stern, am besten neben der Wassermannschen.

5. Bei den Organextrakten handelt es sich nicht um eigentliche Antigene. Ein Parallelismus zwischen Spirochätengehalt, histologischen Veränderungen und Antigengehalt der Organe kongenital syphilitischer Neugeborener besteht nicht. Am meisten ist die Verwendung von Extrakten aus den Herzen kongenital syphilitischer Neugeborener zu empfehlen.

6. Von 261 Leichenseris gaben 45 positive Wassermannsche Reaktion, das ist nach Abzug eines positiv reagierenden Scharlachfalles 16,9 %.

7. Die Spezifizität der Reaktion konnte im allgemeinen bestätigt werden. Bei Fällen mit positiver Reaktion ohne für Lues spezifische anatomische Veränderungen ist an Lues latens oder abgelaufene Lues ohne Organveränderungen zu denken, eventuell auch an eine bei schweren Kachexien auftretende Komplementbindung.

8. In einem hohen Prozentsatz der Fälle war die Reaktion positiv bei folgenden Organ- bzw. Allgemeinerkrankungen: Mesaortitis (Hiller), Hodenschwielen, glattem Zungengrund, progressiver Paralyse.

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