Diabetes aktuell 2009; 7(1): 8
DOI: 10.1055/s-0029-1202206
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Ergebnisse der EPIC-Studie - Körpergewicht, Taillenumfang und Sterblichkeitsrisiko in Europa

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Publication Date:
26 February 2009 (online)

 

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Starkes Übergewicht, ein großer Taillenumfang aber auch ein Körpergewicht am unteren Ende des Normalbereichs sind bei Menschen um die 50 Jahre mit einem erhöhten Sterblichkeitsrisiko verbunden. Das geringste Risiko haben Frauen mit einem Body-Mass-Index (BMI) von 24,3 und Männer mit einem BMI von 25,3. Dies sind die Ergebnisse der European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition (EPIC), eine der größten europäischen Langzeitstudien weltweit. Die Studiendaten belegen, dass neben dem Körpergewicht auch die Fettverteilung für das Sterblichkeitsrisiko von Bedeutung ist. Die Forschungsergebnisse der Arbeitsgruppe um Tobias Pischon wurden im New England Journal of Medicine veröffentlicht.

Ob Übergewicht mit einer erhöhten Sterblichkeit einhergeht, war nach den Ergebnissen früherer Studien bislang umstritten. Dies veranlasste die beiden Wissenschaftler, Tobias Pischon und Heiner Boeing, die Daten der europaweiten EPIC-Studie zu dieser Fragestellung auszuwerten, insbesondere unter Berücksichtigung des Taillen- und Hüftumfangs.

"Das wichtigste Ergebnis unserer Untersuchung ist, dass das Übergewicht an sich, aber auch unabhängig davon die Körperfettverteilung das Sterblichkeitsrisiko eines Individuums beeinflusst", sagt Pischon. Denn das Bauchfett sei nicht nur ein Energiespeicher, sondern es produziere auch Botenstoffe, die die Entwicklung chronischer Erkrankungen fördern. Dies könne zum Teil erklären, warum auch schlanke Menschen mit einem niedrigen BMI aber großem Taillenumfang ein erhöhtes Sterblichkeitsrisiko besäßen. In der vorliegenden Studie hatten Schlanke mit viel Körperfett im Bauchraum ein ebenso großes Risiko wie stark Übergewichtige. "Unsere Ergebnisse unterstreichen damit die Notwendigkeit, auch bei normalgewichtigen Personen die Körperfettverteilung durch eine Messung des Taillenumfangs oder des Taillen-/Hüftumfang-Quotienten zu ermitteln. Eine Einschätzung anhand des BMI oder des Taillenumfangs allein sei nicht ausreichend", ergänzt Heiner Boeing, Leiter der Potsdamer EPIC-Studie.

Als Ursache für den beobachteten Zusammenhang zwischen niedrigerem BMI und erhöhtem Sterblichkeitsrisiko kommt nach Ansicht der Wissenschaftler auch ein durch Alterungsprozesse oder unerkannte Krankheiten bedingter Verlust der Muskelmasse in Frage, die im Vergleich zum Fettgewebe schwerer ist. Menschen, die Gewicht verlieren, bauen oft mehr Muskeln ab als Fett.

Grundlage der Untersuchung bilden die Daten von 359 387 Teilnehmern der prospektiven EPIC-Studie aus 9 europäischen Ländern. Das Durchschnittsalter der Studienteilnehmer zum Zeitpunkt der ersten Datenerhebung lag bei 51,5 Jahren. 65,4 % der Teilnehmer waren weiblich. Während der durchschnittlichen Nachbeobachtungszeit von 9,7 Jahren starben 14 723 der Studienteilnehmer. Teilnehmer mit einem hohen BMI starben im Vergleich zu Teilnehmern mit mittlerem BMI häufiger an Krebs- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Studienteilnehmer mit einem niedrigen BMI starben hingegen häufiger an Erkrankungen der Atmungsorgane.

Quelle: idw

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