Pneumologie 2009; 63(6): 352
DOI: 10.1055/s-0029-1214722
Leserbrief

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Infektionsdiagnostik in der Pneumologie

Infection Diagnostics in PneumologyT.  Hausen
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
10. Juni 2009 (online)

Pneumologie 2008; 62 : 730 – 743

Mit Freude lese ich Übersichtsartikel wie den o. g. in der Pneumologie, führen sie mir doch wieder vor Augen, was in der Klinik alles möglich ist, um dann doch wieder nicht zweifelsfrei zur richtigen Diagnose und Therapie zu gelangen. Einerseits wächst in mir der Neid, was man alles machen kann, um seine nagenden Zweifel aus dem Weg zu räumen, andererseits komme ich mir als einfacher Hausarzt fast wie ein armer Bader vor, wenn ich allein mit Anamnese und Untersuchungsbefund, in seltenen Fällen noch dem CRP zu einer Entscheidung kommen muss. Mit Freude darf ich behaupten, dass die Hausarztmedizin trotz dieser „Mängel” im Vergleich nicht schlecht abschneidet.

Auch wenn der Einwand berechtigt ist, dass die in der Tabelle aufgeführten Unterscheidungsmerkmale wissenschaftlich nicht belegt sind, sind diese für mich eine wertvollere Hilfe als alle im Artikel aufgeführten diagnostischen Möglichkeiten, ganz einfach, weil ich sie sofort anwenden kann und sie mich meistens zum Ziel führen. Zusätzlich ist mein Verdacht auf eine CAP oftmals bestätigt worden, wenn der Patient anamnestisch von intermittierendem oder remittierendem hohem Fieber berichten konnte. Ein Virusinfekt ist höchstwahrscheinlich, wenn der Patient Schmerzen bei extremen Augenbewegungen angeben kann. Erfahrung kann eben doch vieles ersetzen!

Wie weit Wunsch und Wirklichkeit auseinanderklaffen, demonstriert die Feststellung, dass die zahlreichen Beschränkungen im Gesundheitswesen in der Vergangenheit dazu geführt haben, dass die Möglichkeit zu einer Rö-Thoraxuntersuchung für meine Praxis, bis vor ca. 2 Jahren noch 3 – 4 in naher Umgebung, jetzt für den Patienten eine Fahrt von ca. 7 km bedeutet. Und das in einer Großstadt! Der Wunsch, vor Therapiebeginn einen Rö-Thorax anfertigen zu lassen, ist zu einem Wunschtraum geworden. Ich glaube, dass dieses beklagenswerte Szenario für die meisten Hausarztpraxen und sicher inzwischen auch für viele Pneumologenpraxen ähnlich ist.

Tab. 1 Möglichkeiten zur Unterscheidung von Atemwegsinfekten nach klinischen Kriterien. Kriterium viral (allgemein) Influenza bakteriell Krankheitsgefühl langsamprogredient sofort schlecht Fieber langsam ansteigend sofort hoch Muskelschmerzen häufig schwer selten Husten trocken trocken feucht Auswurf keiner möglich

Dr. med. Thomas Hausen

Grafenstr. 52
45239 Essen

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