Hintergrund: Die invasiven Behandlungsoptionen der Neuromodulation stehen am Ende der Behandlungsabfolge,
wenn konservative und pharmakologische Therapien bei Patienten mit chronisch neuropathischen
Schmerzen im Bereich des Gesichtes oder bei verschiedenen Kopfschmerzformen versagen.
Die klinischen Erfahrungen der Autoren und eine aktuelle Literaturübersicht werden
dargestellt.
Methoden: Die periphere Neuromodulation wird entweder im Verlauf des Nervus trigeminus (PTS)
oder des Nervus occipitalis major (ONS) angelegt. Als Indikationen gelten hier die
Trigeminus-Neuropathie (TNP) nach Nervenverletzungen sowie die Occipitalis-Neuralgie
(ON), chronischer Cluster-Kopfschmerz (CCH) sowie verschiedene Formen der chronischen
Migräne (CM). Im Gegensatz hierzu erfolgt die epidurale kortikale Stimulation über
dem kontralateralen Motorkortex (MCS) bei zentralen Schmerzsyndromen (Post-Stroke-Pain=PSP),
TNP, Phantomschmerzen nach Amputationen (PLP), Plexus-brachialis-Läsionen (BPA) und
anderen, gut lokalisierbaren neuropathischen Schmerzen. Bei Schmerzreduktion um mehr
als 30% auf der visuellen Analogskala (VAS) kann nach Abschluss der Testphase eine
Impulsgeberimplantation erfolgen.
Ergebnisse: Die subkutane PTS führt bei ca. 50–70% der Patienten zu einer signifikanten Schmerzlinderung.
Ein Gewöhnungseffekt und eine Abnahme der Wirkung sind im Verlauf möglich. Bei der
subkutanen ONS kann bei ON eine Schmerzlinderung bis zur vollkommenen Unterdrückung
der Schmerzattacken erzielt werden. Im Gegensatz dazu kommt es bei CCH und CM mit
der ONS zu einer signifikanten Linderung der Schmerzattacken mit Abnahme der Schmerzintensität
und reduzierter Frequenz und Dauer der Attacken. Die besten Ergebnisse der MCS lassen
sich bei Patienten mit TNP, BPA und PLP mit 50% Ansprechrate darstellen. Bei Patienten
mit PSP sind 30%-70% Responder, dies variiert jedoch je nach Ort der zu Grunde liegenden
zentralen Läsion.
Schlussfolgerung: Periphere und zentrale Methoden der Neurostimulation ergänzen das Behandlungsangebot
für eine selektierte Patientengruppe mit gut lokalisierbaren neuropathischen Schmerzen.
Das Spektrum der Komplikationen ist insbesondere bei der PTS und ONS sehr gering.
Die besten Erfolgsaussichten der MCS bestehen bei der TNP sowie peripheren Nervenverletzungen.
Die Resultate der ONS bei CCH und CM müssen evaluiert und im Langzeitverlauf anhand
von prospektiv-randomisierten Studien beurteilt werden.