Diabetes aktuell 2009; 7(2): 58
DOI: 10.1055/s-0029-1220611
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Reicht das Sonnenlicht aus? - Vitamin-D-Defizit und kardiovaskuläres Risiko bei Jugendlichen

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Publication Date:
24 April 2009 (online)

 

Die Untersuchungen zum Nutzen exogen zugeführter Vitamine und Vitaminkomplexe brachten in den letzten Jahren von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen den Verfechtern der Supplementierung eigentlich nur herbe Enttäuschungen - diese scheint von konkreten Mangelsituationen abgesehen entweder nutzlos oder aber sogar schädlich zu sein.

Jetzt zeigt eine neue amerikanische Studie, dass niedrige Vitamin-D-Spiegel bei jungen Menschen offensichtlich mit einigen Risiken verknüpft sind, so der Studienleiter Jared P. Reis von der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health in Baltimore auf der 49th Annual Conference on Cardiovascular Disease Epidemiology and Prevention der American Heart Association am 11. März 2009 in Philadelphia.

Niedrige Vitamin-D-Spiegel waren demnach bei Jugendlichen verknüpft mit einem erhöhten Risiko für hohen Blutdruck, hohe Glukosewerte und dem Vorliegen des metabolischen Syndroms. In der Studie untersuchten die Forscher 3577 Jugendliche im Alter zwischen 12 und 19 Jahren (51 % davon Jungen) aus der zwischen 2001 und 2004 durchgeführten National Health and Nutrition Examination Study (NHANES). Unter dem Strich fanden die Forscher nach Berücksichtigung von Alter, Rasse, Geschlecht, BMI, sozioökonomischem Status und körperlicher Fitness für die Gruppe mit dem niedrigsten Vitamin-D-Spiegel eine um das 2,36-fache erhöhte Wahrscheinlichkeit für einen Hochdruck, die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten eines erhöhten Blutzuckers war 2,54-fach und für das metabolische Syndrom 3,99-fach erhöht. Diese Ergebnisse bestätigen, was wir aus Studien an Erwachsenen bereits wissen, meint Philip Reis und betont, dass die Studie zwar extrem wichtig sei, dass aber noch klinische Studien erforderlich sind, ehe der Nutzen einer Supplementierung mit Vitamin D in Bezug auf das kardiovaskuläre Risiko bei Jugendlichen beurteilt werden kann.

Das Institute für Medicine in den USA empfiehlt für Personen unter 50 Jahren die tägliche Aufnahme von 200 IU Vitamin D, die American Academy of Pediatricians erhöhte dies kürzlich auf 400 IU und einige Spezialisten halten mindestens 1000 IU für erforderlich.

"Vitamin D spielt jetzt schon im Bezug auf gesunde Knochen eine wichtige Rolle, aber es zeigt sich zunehmend, dass es auch bei anderen Faktoren wichtig ist. Wir fangen gerade eben erst an zu verstehen, welche Rolle es z. B. im kardiovaskulären Bereich spielt", meint Reis. "Auf jeden Fall sollten diese Ergebnisse uns nachdenklich stimmen hinsichtlich der Ernährungsgewohnheiten junger Menschen und auch in Bezug auf die Zeit, die sie an der Sonne verbringen", erklärt Robert H. Eckel, der ehemalige Präsident der American Heart Association und meint "hier einzugreifen wäre allemal sinnvoller als eine Supplementierung".

gb

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