Sprache · Stimme · Gehör 2009; 33(1): 5
DOI: 10.1055/s-0029-1220823
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Alzheimer-Demenz - Bildung verzögert Demenz, verhindert sie aber nicht

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Publication Date:
07 April 2009 (online)

 

Im Rahmen der Bronx Aging Study haben Hall et al. untersucht, ob man bei hochbetagten Menschen mit neu diagnostizierter Alzheimer-Erkrankung einen Zusammenhang zwischen ihrem Bildungsgrad und der Schnelligkeit des Abbaus ihrer Gedächtnisleistung beobachten kann. Neurology 2007; 69: 1657-1664

Demenz äußert sich nicht nur durch Vergesslichkeit und Orientierungslosigkeit, sondern auch durch einen Abbau sprachlicher Leistungen, insbesondere durch Wortfindungsstörungen und eine sprachliche Formulierungsschwäche. Da die Menschen einerseits immer älter werden, andererseits immer höhere Anforderungen an die Selbständigkeit auch im Alter gestellt werden, ist die Prävention und Behandlung der sprachlichen Symptome bei Demenz auch für Ärzte, Logopäden und Sprachtherapeuten ein relevantes Thema geworden. Die jüngst erschienene Monografie von Gerhard Böhme zum Thema bezeugt diese Entwicklung (siehe Buchbesprechung auf Seite 45 in dieser Ausgabe der Sprache Stimme Gehör).

Bei präklinischer Alzheimer-Demenz treten demenzielle Symptome umso später auf, je höher das Bildungsniveau des Patienten ist (Bild: Photodisc).

Die Population in der vorliegenden Studie bestand aus 488 gesunden älteren Personen. Im Verlauf der Studie entwickelten 117 Studienteilnehmer, alle geboren zwischen 1894 und 1908, eine Demenz. Sie absolvierten über einen Zeitraum von 6 Jahren jährlich Gedächtnistests wie den Buschke-Selective-Reminding-Test (BSR) und weitere neuropsychologische Testverfahren. Der Bildungsgrad der Patienten war sehr unterschiedlich; manche hatten weniger als 3 Jahre Grundschulzeit, andere einen Universitätsabschluss.

Die Autoren stellten fest, dass jedes zusätzliche Jahr an schulischer Bildung den Rückgang der Gedächtnisleistung um jeweils etwa 2,5 Monate verzögerte. Beispielsweise zeigte ein Senior mit einem postgraduierten Abschluss und einer Ausbildungszeit von 16 Jahren einen Leistungsabbau von geschätzten 3,8 Jahren vor der Diagnosestellung, während ein Senior mit nur 4 Jahren Schulbildung bereits 6,3 Jahre vor der Diagnose Symptome aufwies.

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