Die Zahl der ambulanten Geburten nimmt zu, weshalb viele Neugeborene erst nach dem
dritten Lebenstag vom Kinderarzt untersucht werden.
Wir berichten über ein männliches Neugeborenes, welches mit 39+6 SSW geboren wurde
(Apgar 9/10/10, NapH 7,29). Die pränatale Feindiagnostik incl. fetaler Echokardiografie
zeigte einen Normalbefund. Bei der U1 fiel ein 2/6-Systolikum auf, so dass eine klinische
Überwachung erfolgte. Das Pulsoxymetriescreening war mit 98% nach 24 Lebensstunden
unauffällig. Erst am 3. Lebenstag fielen marmorierte Haut und wiederholte Sauerstoffsättigungsabfälle
auf. Echokardiografie: PFO mit bidirektionalem Shunt, ausgeprägte rechtsventrikuläre
Trabekularisierung, diastolische Funktionsstörung des rechten Ventrikels, pulmonale
Hypertension. Aufgrund der echokardiographischen Befunde im weiteren Verlauf wurde
die Diagnose eines isolierten Noncompaction des rechts-ventrikulären Myokards (INVM)
gestellt. EKG/ LZ-EKG: Normalbefund.
Die INVM ist eine sehr seltene Form der Kardiomyopathie, die meist den linken Ventrikel
betrifft. Nur wenige Fälle mit isolierter Beteiligung des rechten Ventrikels sind
bislang beschrieben. Die charakteristische vermehrte Trabekularisierung resultiert
aus einer Persistenz der embryonalen Myokardarchitektur mit spongiformem Myokard.
Die klinische Manifestation ist variabel, sowohl symtomlose Verläufe als auch Fälle
von Herzinsuffizienz, Arrhythmien, Embolien und plötzlichem Herztod kommen vor. Nur
selten wird die Diagnose bereits pränatal oder im Neugeborenenalter gestellt.
Eine pädiatrische Untersuchung in den ersten 24 Lebensstunden kann somit eine wichtige
Weichenstellung auch für seltene und potentiell bedrohliche Erkrankungen geben.