Einleitung: Bei Schwangeren mit neu diagnostizierter onkologischer Erkrankung stellt sich die
Frage nach dem Beginn der Chemotherapie bei der werdenden Mutter und nach der vorzeitigen
Beendigung der Schwangerschaft. Wir möchten anhand des folgenden Fallbeispiels beschreiben,
wie nach Diagnose eines malignen Lymphoms bei einer Schwangeren im mittleren Trimenon
vorgegangen wurde und welche Konsequenzen sich dabei für das Kind ergeben haben.
Fallbeispiel: Bei einer 17-jährigen Schwangeren war in der 22. SSW ein Hodgkin-Lymphom Stadium
IIa vom nodulär sklerosierenden Subtyp diagnostiziert worden. Nach einer interdisziplinären
Konferenz und Abwägung der Risiken für das ungeborene Kind war eine Chemotherapie
nach Protokoll ABVD durchgeführt worden. In der 25. SSW und der 27. SSW wurde je ein
Zyklus mit Doxorubicin (25mg/m²), Bleomycin (10mg/m²), Vinblastin (6mg/m²) und Dacarbazin
(375mg/m²) durchgeführt. Die Beendigung der SS erfolgte vor Beginn des dritten Chemotherapiezyklus
in der 33. SSW. Postpartal fielen bei dem Frühgeborenen eine Anämie (Hb minimal 10,3mg/dl)
und eine Leukozytopenie (Leukozyten minimal 4,5/nl) auf. Außerdem trat ab dem 4. Tag
mehrfach ein bis zu 4 Sekunden dauernder Sinusarrest auf, ohne dass sich sonst kardial
auffällige Befunde erheben ließen. Diese Ereignisse traten im weiteren Verlauf, auch
ohne dass eine spezifische Therapie durchgeführt wurde, nicht mehr auf.
Diskussion: Für eine Reihe von Chemotherapeutika gibt es Studien über mögliche fetale Nebenwirkungen
wie Leukopenie und Anämie. Bisher noch nicht beschrieben wurde der bei unserem Frühgeborenen
aufgetretene rezidivierende Sinusarrest.
Literatur: Germann N, Goffinet F, Goldwasser F; Anthracyclines during pregnancy: embryo-fetal
outcome in 160 patients, Ann Oncol. 2004 Jan;15(1):146-50.
Chemotherapie Frühgeburt Sinusarrest Rhythmusstörung Hodgkin