Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2009; 16(2): 92
DOI: 10.1055/s-0029-1225561
DTG-Mitteilungen

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Liebe Mitglieder und Freunde der DTG,

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Publication Date:
08 June 2009 (online)

 

wir sind ja nun inzwischen alle fest im Griff der "Schweinegrippe". Nach Hamburg wurde die Seuche - damals als englischer Schweiß bezeichnet - mit einem aus England zurückkehrenden Schiff erstmals am 25.07.1529 eingeschleppt: "God hefft gesandt ene greulicke Kranckheit, de schwetende Sicke ("die schwitzende Seuche"), welcke begunn, als de Schipper Herman Evers quam uth Engelland mit velen jungen Gesellen, darvan sturben in twe Dagen wohl 12 Personen."

In Hamburg starben damals innerhalb von 22 Tagen 1100 Menschen, was etwa 9 % der Bevölkerung entsprach. Wahrscheinlich überlagerte sich die Grippe mit einem Pockenausbruch. Im noch katholischen Lübeck bezeichneten die Geistlichen den Ausbruch der Seuche schon nach 2 Tagen als ein von Gott gegen die Lutheraner gesandtes himmlisches Strafgericht. Die Mönche waren durch den engen Kontakt bei der Ohrenbeichte im Beichtstuhl übrigens besonders betroffen und über die hansischen Handelstraßen verbreitete sich die Krankheit sehr schnell. Während einer späteren Epidemie, die 1830 Deutschland und 1832 Weimar erreichte, ist wahrscheinlich auch Goethe der Influenza zum Opfer gefallen.

Im Buch "Geißeln der Menschheit - Kulturgeschichte der Seuchen" von Stefan Winkle, aus dem die obige Darstellung entnommen ist, sind viele weitere sehr aktuelle, interessante und eben auch reisemedizinische Aspekte der Grippe dargestellt, die heute genauso gelten wie im Mittelalter und in der Antike. Die Influenza scheint mir ein gutes Beispiel zu sein für die Dynamik und Evolution einer relativ "neuen" (nämlich erst 1933 erstmals in ihrer Pathogenese nachgewiesenen) Infektionskrankheit, aber auch für das Funktionieren von seuchenpolitischen Konzepten in Industrie- und Schwellenländern. Ebenso zeigt sich hier die revolutionäre Bedeutung der PCR-Techniken für die schnelle und zuverlässige Diagnostik, die auch schon bei der SARS-Epidemie angewandt wurden.

Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang an einen Heimweg von der Klinik auf dem Fahrrad: Der neben mir fahrende (künftige Virologe Dr.) Frank Hufert erläuterte enthusiastisch die Möglichkeiten dieser mir damals unbekannten Methode. Er malte mir lebhaft und laut schreiend (aus Begeisterung, aber auch wegen des Verkehrs auf der Wandsbeker Chaussee) aus, was man damit alles in Zukunft würde machen können - das war wohl etwa 1989. Ich fand dies sehr interessant und etwas versponnen. Umso wichtiger scheinen mir nun heute Ansätze zu sein, mit denen versucht wird, diese Technologien feldtauglich in die nicht industrialisierten Länder zu bringen.

In diesem Zusammenhang kommen wir sehr gerne der Bitte der Else Kröner-Fresenius-Stiftung nach, auf ihr Förderprogramm aufmerksam zu machen: Die Stiftung unterstützt medizinisch-humanitäre Hilfsprojekte im In- und Ausland. Sie ermuntert engagierte Interessenten, Projektanträge im Bereich Entwicklung und Ausbau von Kooperationsprojekten, vor allem mit Entwicklungsländern, einzureichen.

Bitte verbreiten Sie, soweit möglich, noch einmal nachdrücklich die Ausschreibung für den Preis für Tropenmedizin unserer Gesellschaft. Es sind bisher nicht ausreichend Vorschläge eingegangen.

Bitte stellen Sie sich auf eine Preiserhöhung des Abonnements für das "European Journal of Tropical Medicine and International Health" aus dem Wiley-Blackwell Verlag ein. Letztes Jahr war es unserem Mitglied Prof. Walter noch gelungen, den Preis stabil zu halten. Das wird allerdings nicht wieder gelingen, die genaue Summe steht noch nicht fest.

Wir wollen Sie zu guter Letzt darauf aufmerksam machen, dass dieser Ausgabe 3 Broschüren beiliegen:

aktualisierte DTG-Empfehlungen zu Reiseimpfungen aktuelle DTG-Malariaempfehlungen Kongressankündigung KIT 2010

Wie immer grüßen wir Sie herzlich aus Hamburg,

Prof. Gerd-Dieter Burchard und Dr. Hinrich Sudeck

Gerd-Dieter Burchard

Hinrich Sudeck

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