Zusammenfassung
Bei Patienten mit Mittelmeeranämie, mit kongenitaler hämolytischer Anämie, Sichelzellanämie
und Eisenmangelkrankheit zeigt sich im seitlichen Röntgenbild des Schädels oft ein
besonderer Befund. Es finden sich Veränderungen der äußeren und inneren Schädelbegrenzung.
Sie bestehen aus einer doppelten oder mehrfachen Begrenzung des Schädels nach außen
und aus einem Schattenband oder mehreren Schattenstreifen und Linien an der Innenseite
des Schädels. Sie finden sich nur im Bereich der Scheitelbeine und werden durch die
Verbreiterung der Schädelknochen, die Vorwölbung der beiden Parietalbeine, die zuweilen
verstärkten und vertieften Ränder des Sinus sagittalis superior und vor allem durch
die median gelegene Rinne und Einbuchtung am Schädel, die durch die nach beiden Seiten
vorgewölbten Parietalbeine erzeugt werden, hervorgerufen. Diese morphologischen Veränderungen
sind durch das hypertrophische Wachstum des roten Knochenmarks, das bei diesen Erkrankungen
besteht, verursacht. Die röntgenologischen Befunde entsprechen in erster Linie einem
überlagerungs- und Interferenzeffekt, der bei der seitlichen Lagerung des Kopfes beim
Passieren der abbildenden Röntgenstrahlen durch die Knochenpartien verschiedener Dicke
und Dichte zustande kommt. Longitudinal verlaufende Erhebungen und Leisten an der
Innenseite des Schädels, die die röntgenologischen Bilder teilweise hätten erklären
können, waren nicht nachzuweisen. Da die Hypertrophie des roten Knochenmarks und die
durch die Wucherung des Marks entstandenen Veränderungen an den Schädelknochen zu
den typischen Merkmalen der genannten Bluterkrankungen gehören, führen sie auch zu
den gleichen röntgenologischen Befunden. Diese stellen daher ein charakteristisches
Merkmal für die betreffenden Erkrankungen dar.
Summary
Lateral X-ray pictures of the skull in certain several and chronic disorders of the
blood as thalassaemia, congenital haemolytic anaemia, sickle cell anaemia and iron
deficiency disease show frequently changes of the outlines of the cranial bones. They
consist of a double contour of the outer cranial border and on the interior side below
the sagittal sutura of a band-like shadow or of multiple stripes and lines running
parallel to the cranial vault. They concern the parietal bones and may extend from
the bregma till to the lamda or occupy only a part of this distance. The roentgenological
features are due to the enlargement of the cranial bones, the bulging out of both
parietal bones, the sometimes enlarged and deepened borders of the sulcus sagittalis
superior and particularly to the furrow and depression on the skull above the sagittal
suture caused by the protruding parietal bones on both sides. As these different abnormal
structures must be passed by the picturing X-ray, effects of superposition and interference
are produced. Longitudinal ridges or bony edges which could explain the roentgenological
findings could not be established. Since the peculiar alterations of the cranial bones
are mainly found in the mentioned blood disorders, where they are caused by the overgrowings
red marrow, they also display the same roentgenological features. These features are,
therefore, a characteristic sign of these diseases.