Sprache · Stimme · Gehör 2009; 33(3): 141-145
DOI: 10.1055/s-0029-1237715
Schwerpunktthema

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Audiologische Aspekte der technischen Versorgung von minimalen Schwerhörigkeiten und einseitigen Taubheiten

Audiological Aspects in Technological Compensation of Minimal Hearing Loss and Single-Sided DeafnessF. M. Digeser1 , T. Hocke2 , U. Hoppe1
  • 1Audiologische Abteilung, HNO-Klinik, Universitätsklinikum Erlangen
  • 2Cochlear Deutschland GmbH & Co. KG
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Publication History

Publication Date:
18 September 2009 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund: Bei einer einseitigen Schwerhörigkeit (UHV) stellt sich die Frage, ob eine Versorgung mit verstärkenden Hörhilfen erfolgen soll. Hier kommen neben der konventionellen CROS-Versorgung auch knochenverankerte CROS-Versorgungen (Baha) infrage. Bei einer minimalen beidseitigen Schwerhörigkeit kann der Beeinträchtigung im Sprachverständnis entweder mit einer beidseitigen Hörgeräteversorgung oder auch mit anderen Hilfsmitteln, wie z. B. einem FM-System, begegnet werden.

Ergebnisse: CROS-Versorgungen können das Sprachverständnis bei UHV situationsbedingt verbessern, aber auch verschlechtern. Beide konkurrierenden Systeme werden technologisch stetig weiterentwickelt. Zukünftige Signalverarbeitungsalgorithmen versprechen weitere Verbesserungen beim Sprachverständnis in Störschall. In Unterrichtssituationen kann mit FM-Systemen mit Kopfhörern bei beidseitiger minimaler Schwerhörigkeit ein besseres Sprachverständnis erzielt werden als mit Hörgeräten oder Lautsprecheranlagen. Bei der Versorgung beidseitiger minimaler Schwerhörigkeit mit Hörgeräten muss ein besonderes Augenmerk auf einige Parameter bei der Anpassung der Hörgeräte gelegt werden. Darüber hinaus ist die Audio-Qualität der Hörgerätekomponenten (wie z. B. Eigenrauschen) von entscheidender Bedeutung für die Akzeptanz bei beidseitiger minimaler Schwerhörigkeit.

Schlussfolgerungen: Für die optimale Versorgung von UHV und minimaler beidseitiger Schwerhörigkeit gibt es keine allgemeingültigen Richtlinien. Vielmehr müssen die Experten der beteiligten Fachdisziplinen im Einzelfall entscheiden, welche Versorgungsform sinnvoll erscheint. Der Patienten- und Elternberatung kommt hier eine wichtige Rolle zu. Dabei sind Testanpassungen und vergleichendes Probetragen der verschiedenen Hilfsmittel unabdingbare Voraussetzung für Auswahl und Akzeptanz der Versorgung.

Abstract

Background: Single-sided hearing loss may be compensated with CROS amplification or with a bone-anchored hearing aid (BAHA). For the compensation of minimal binaural hearing loss, either the bilateral provision with hearing aids or the use of FM systems or other amplification devices may be considered.

Results: CROS amplification enhances speech eligibility in noise for certain situations. However, it may also degrade speech perception in noise under certain other conditions. Future signal processing algorithms may minimise situations with negative effects on speech perception. For the compensation of minimal binaural hearing loss, the current FM systems with headphone amplification often afford a better speech perception in noise than hearing aids or sound-field systems. When using hearing aids, special attention has to be given to certain fitting parameters and the sound quality of the audio components (system noise).

Conclusion: There are no general guidelines for the appropriate application of hearing technologies in the case of single-sided hearing loss or minimal binaural hearing loss. In fact, experts have to judge the applications in the individual case. Trial fittings and counselling are an important premise for the selection and the acceptance of the various applications.

Literatur

Korrespondenzadresse

Dipl.-Phys. F. M. DigeserMSc 

HNO Klinik, Universitätsklinikum Erlangen

Audiologische Abteilung

Waldstraße 1

91054 Erlangen

Email: frank.digeser@uk-erlangen.de

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