Suchttherapie 2009; 10 - S112
DOI: 10.1055/s-0029-1240265

Frauen und Rauchen–neue Wege in der Prävention

S Fleitmann 1, E Weiss-Gerlach 2, U Sonntag 3, C Rustler 4, S Flöter 5, B Dohnke 6
  • 1FACT - Frauen aktiv contra Tabak e.V., Dortmund
  • 2Charité - Universitätsmedizin Berlin Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin, Berlin
  • 3Landesverinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e.V., Hannover
  • 4Deutsches Netz Rauchfreier Krankenhäuser, Berlin
  • 5IFT Institut für Therapieforschung, München
  • 6Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd, Institut für Humanwissenschaften – Psychologie, Schwäbisch Gmünd

Im WHO Rahmenabkommen zur Eindämmung des Tabakkonsums wird festgelegt, dass eine wirksame Tabakpolitik auch genderspezifisch ausgerichtet sein muss. Auf der Jahrestagung der Drogenbeauftragten der Bundesregierung 2008 zum Thema Frauen und Rauchen haben nationale und internationale Expertinnen und Experten aus Politik, Wissenschaft und Praxis Handlungsempfehlungen für eine genderspezifische Tabakkontrollpolitik in Deutschland entwickelt.

Aktuelle Daten zum Rauchen von Frauen und Mädchen zeigen dass Mädchen und junge Frauen aus niedrigen sozialen Schichten, mit niedriger Bildung und Alleinerziehende am meisten rauchen. Tabakwerbung, Furcht vor Gewichtzunahme und Stress sind dabei wichtige Bedingungsfaktoren. Empirische Daten zeigen dass es einen großen Handlungsbedarf für eine genderspezifische Tabakkontrollpolitik gibt. Die Kernaussagen der Handlungsempfehlungen sind:

  • Alle Maßnahmen, Programme und Kampagnen müssen die Lebensumstände und Besorgnisse von Frauen und Mädchen berücksichtigen und Risikogruppen orientiert sein.

  • Integrierte Präventionskonzepte zur Förderung des Nichtrauchens und zum Schutz vor Passivrauchen während der Schwangerschaft müssen entwickelt und flächendeckend in allen Bundesländern umgesetzt werden.

  • Alle Gesundheitsberufe, mit denen Frauen und Mädchen in Kontakt stehen, müssen systematisch in die Tabakprävention, Beratung und Tabakentwöhnung eingebunden werden.

  • Multiplikatorinnen in Medien, Kultur, Gesundheitsberufen und Politik sollten aktiv in die Promotion des Nichtrauchens von Frauen und Mädchen eingebunden werden.

  • Forschungsvorhaben im Bereich Frauen und Rauchen sollten gezielt gefördert und die gesetzlichen Rahmenbedingungen im Bereich Tabakkontrolle optimiert werden.

Innovative Umsetzungsstrategien für eine genderspezifische Tabakkontrollpolitik werden vorgestellt.

Literatur: Mikrozensus 2005, Statistisches Bundesamt Die Drogenaffinität Jugendlicher in der Bundesrepublik Deutschland 2008, Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung, 2008 Daten und Fakten zum Rauchverhalten von Frauen und Mädchen, T.Lampert, RKI, Berlin, Jahrestagung der Drogenbeauftragten, 2008 Frauen und Rauchen in Deutschland, Deutsches Krebsforschungszentrum Heidelberg, 2008 Sifting the evidence: gender and tobacco control, WHO, 2008 Framework Convention on Tobacco Control, http://www.who.int/fctc/text_download/en/index.html