Suchttherapie 2009; 10 - S121
DOI: 10.1055/s-0029-1240268

Alkoholkonsum und Alkoholmissbrauch bei Jugendlichen in Deutschland

H Küfner 1, C Kröger 1
  • 1IFT Institut für Therapieforschung, München

Darstellung der epidemiologischen Daten zum Alkoholkonsum und zu alkoholbezogenen Variablen für die Altersgruppe der 12 bis 24-Jährigen in Deutschland. Die Ergebnisse sollen eine Basis für die Ableitung präventiver Maßnahmen bilden.Suche und Auswertung der publizierten und grauen Literatur zum Alkoholkonsum und zu alkoholbezogenen Variablen der Zielgruppe. Berücksichtigung von bundesweiten und regionalen Querschnitt- und Längsschnittstudien für den Zeitraum 1995 bis 2008. Die Literatur wurde über die wissenschaftlichen Datenbanken und über Anfragen bei den Drogenbeauftragten der Länder und der BZgA recherchiert. Es wurden nur Originalarbeiten berücksichtigt. Fünf bundesweite Studien, sieben regionale Studien, vier Kohortenstudien und die Befragungsergebnisse zweier Präventionsprojekte sind in die Auswertung eingangen. Fast alle Jugendlichen (über 90%) haben ab einem Alter von 16J. schon mindestens einmal Alkohol konsumiert (Lebenszeit Prävalenz). Etwa 3/4 aller Jugendlichen konsumiert mind. einmal pro Monat Alkohol. Männliche und weibliche Kinder und Jugendliche unterscheiden sich bis zum Alter von15 nur wenig voneinander, erst ab 16 Jahre zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Bei Jungen ist Bier über alle Altergruppen das beliebteste Getränk, bei weiblichen Jugendlichen wechseln die Präferenzen in Abhängigkeit vom Alter. Jeder fünfte Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren hat im letzten Monat mindestens einmal 5 oder mehr Standardgläser (Binge Trinken) getrunken. Der langfristige Trend beim Alkoholkonsum zeigt, dass seit 1973 der Konsums von Bier und Wein und Mixgetränken, nicht aber von Spirituosen zurückgegangen ist. Die Aufnahme von Jugendlichen in Krankenhäuser wegen Alkoholintoxikation und alkoholbezogener Diagnosen ist bis zum Jahr 2005 kontinuierlich gestiegen, scheint aber im Jahr 2006 ein Plateau erreicht zu haben. Aus den Kohortenstudien ergibt sich, dass ein früher Einstieg in den Alkoholkonsum (vor dem 13. Lebensjahr) mit einem höheren Risiko für Missbrauch und Abhängigkeit verbunden ist. Risikofaktoren sind eine Alkohol konsumierende und/oder delinquente Peer Gruppe, dissoziale Verhaltensweisen, ein elterliches Erziehungsverhalten im Sinne einer geringen elterlichen Aufsicht, familiärer Wohlstand, eine geringe Alkoholsensibilität, positive Alkoholwirkungserwartungen und ein nicht vorhandener Migrationshintergrund. Folgerungen für die Planung von Präventionsmaßnahmen beziehen sich auf die Zielgruppen, auf die Getränkeart und auf Einstellungen zum Alkoholkonsum.