Suchttherapie 2009; 10 - S252
DOI: 10.1055/s-0029-1240300

Achtsamkeit–Ein neues Konzept in der Suchtkrankenhilfe

J Nikolaus 1
  • 1Leiter der Fachstelle Sucht, Rosengarten

Mindfulness-Based Stress Reduction (MBSR) wurde vor 25 Jahren von Prof. Dr. Jon Kabat-Zinn und seinen Mitarbeitern an der Stress Reduction Clinic der Universität von Massachusetts in Worcester, USA entwickelt. In seinem Buch ‘Gesund durch Meditation’ hat er das Konzept detailliert beschrieben. Im Wesentlichen werden (drei) Grundübungen vermittelt und geübt: Body Scan (eine Körperwahrnehmungsübung, die der Konzentration und Entspannung dient), verschiedene Formen der Achtsamkeitsmeditation im Sitzen, Gehen etc. sowie eine einführende Yoga-Übungsreihe. Bis auf den Body Scan, der wie eine Synthese aus Autogenem Training und Progressiver Muskelrelaxation wirkt und einfach zu erlernen ist, sind mir die anderen Elemente aus meiner Zen-Praxis und aus Yoga- und Qigong Schulungen vertraut. Rückfragen bei den Ausbildern für das Programm ergaben, dass es nach deren Wissen bisher kaum Erfahrungen mit MBSR im Suchtbereich gibt. Es kann in der beschrieben Weise innerhalb von acht Wochen, in Einheiten á 2 ¼ Std. auch an abstinent lebende Suchtklienten vermittelt werden. Durch mehrere Untersuchungen wurde nachgewiesen, dass MBSR folgende Veränderungen unterstützt:

  • Anhaltende Verminderung von körperlichen und psychischen Symptomen,

  • effektivere Bewältigung von Stresssituationen,

  • erhöhte Fähigkeit, sich zu entspannen,

  • wachsendes Selbstvertrauen und Akzeptanz,

  • mehr Lebensfreude und Vitalität.

Das „Achtsamkeitskonzept“ scheint mir eine treffende Ergänzung verbaler Therapiekonzepte, indem die körperliche und die spirituelle Ebenen integriert werden.

In dem Seminar werden das Konzept vorgestellt, Erfahrungen aus der ambulanten Suchtkrankenhilfe berichtet und bei entsprechendem Interesse auch gemeinsam geübt.

Literatur: Jon Kabat-Zinn: Gesund durch Meditation, Frankfurt a.M. 2006