Suchttherapie 2009; 10 - S411
DOI: 10.1055/s-0029-1240321

Ergebnisse einer Ein-Jahres-Katamnese zur indizierten Prävention bei Jugendlichen nach akuter Alkoholintoxikation

O Reis 1, F Häßler 1, M Pape 2
  • 1Klinik für Psychiatrie, Neurologie, Psychosomatik und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter, Zentrum für Nervenheilkunde, Universität Rostock, Rostock
  • 2Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie, KMG Klinikum Güstrow GmbH, Güstrow

Ziele/Fragestellung:

Das Bundesmodellprojekt „HaLT“ hatte das Ziel, durch indizierte und selektive Prävention Prävalenzen akuter Alkoholintoxikationen unter Jugendlichen zu senken und Risikoverhaltensweisen zu beeinflussen. Die Studie beschreibt die Ergebnisse einer aufsuchenden Intervention durch eine Kinderpsychiaterin direkt nach Intoxikation. Dafür werden 21 Jugendliche ohne Intervention (TAU, treatment as usual) mit 22 Jugendlichen aus dem Projekt ein Jahr nach der Intoxikation verglichen.

Methodisches Vorgehen:

Zwischen 2004 und 2007 wurden an zwei Kinderkliniken 108 Kinder und Jugendliche kontaktiert. Für die TAU-Gruppe wurden an zwei weiteren Kinderkliniken im selben Zeitraum behandelte Jugendliche gebeten, für Ein-Jahres-Katamnesen per Telefon zur Verfügung zu stehen. Zu den 21 teilnehmenden TAU-Jugendlichen wurden im Projekt 22 matched-pairs (Alter, Geschlecht, Schweregrad der Intoxikation, Bildungsstand Familie) identifiziert und nachuntersucht. Es wurden Veränderungen im Trink- und Sozialverhalten nach der Intoxikation, Indikatoren der Lebensqualität, das Strengths and Difficulties Questionnaire und der Fragebogen zur Behandlungszufriedenheit erhoben.

Ergebnisse:

Die Jugendlichen aus der TAU-Gruppe berichten über signifikant höheren Drogenkonsum, über größere psychische Probleme, über eine Verschlechterung ihres Verhältnisses zu ihren Eltern und über eine Zunahme von Gewalterfahrungen im Jahr nach der Intoxikation. Während in der HaLT-Gruppe die psychosoziale Problembelastung geringer wird, nimmt sie in der TAU-Gruppe zu. Angaben zur Behandlungszufriedenheit trennen signifikant zwischen den Gruppen. Danach fühlten sich die HaLT-KlientInnen besser verstanden, waren mit der Behandlung zufriedener und hatten mehr Vertrauen zur Behandlung.

Schlussfolgerung:

Die psychiatrisch kundige Intervention am Krankenbett nach Alkoholintoxikation scheint geeignet, Folgerisiken der Intoxikation zu mindern, insbesondere wenn sie die Eltern miteinbezieht.