Suchttherapie 2009; 10 - S413
DOI: 10.1055/s-0029-1240323

Substanzabhängige Jungen und Mädchen in stationärer kinder- und jugendpsychiatrischer und psychotherapeutischer Behandlung – Behandlungsergebnisse einer Katamnesestudie

R Thomasius 1, L Wartberg 1, PM Sack 1, M Stolle 1, C Möller 2, E Thoms 3
  • 1Deutsches Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters (DZSKJ), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg
  • 2Kinderkrankenhaus auf der Bult, Hannover, Hannover
  • 3Parkkrankenhaus Leipzig, Leipzig

Ziele/Fragestellung: Erstmalig im deutschsprachigen Raum sollten die Ergebnisse einer komplexen kinder- und jugendpsychiatrischen und psychotherapeutischen Behandlung auf Spezialstationen für Substanz-missbrauchende Kinder und Jugendliche mit psychisch-komorbiden Störungen untersucht werden.

Methodisches Vorgehen: In zwei Zentren wurden die Daten von N=113 Patienten bezüglich Substanzkonsum und psychopathologischer Belastung analysiert. Die Patienten waren im Mittel 16 Jahre alt, 35% waren weiblich. Das Design war naturalistisch und unkontrolliert. Für die längsschnittliche per protocol-Analyse über vier Messzeitpunkte (Aufnahme, Entlassung, sechs und zwölf Monate nach Entlassung) lagen die Daten von N=71 Patienten (76%) vollständig vor (auf intent-to-treatment-Basis 53%).

Ergebnisse: Die Haltequote bei Entlassung lag bei 69% (93 von 113). Im Zeitverlauf ergaben sich signifikant niedrigere Konsumprävalenzen vor allem für Cannabis, Methamphetamin, Kokain und Heroin. Ferner wiesen die Patienten über die Zeit eine signifikant reduzierte psychopathologische Belastung auf, sowohl nach Einschätzung der Eltern als auch im Selbsturteil. Die Ergebnisse sind mit international publizierten Studien konklusiv.

Schlussfolgerungen: Als Voraussetzungen für eine hohe Haltequote und für Störungsreduktionen, die internationalen Vergleichen Stand halten, erweisen sich (a) ein multimodaler schulenübergreifender kinder- und jugendpsychiatrischer und psychotherapeutischer Behandlungsansatz und (b) ein multiprofessionell besetztes Behandlungsteam, das gruppen-, einzel- und familientherapeutisch arbeitet.