Suchttherapie 2009; 10 - S414
DOI: 10.1055/s-0029-1240324

Konstruktvalidität und Nützlichkeit subjektiv wahrgenommener Trunkenheit bei Jugendlichen

S Müller 1, A Pabst 1, L Kraus 1, D Piontek 1, S Baumeister 2
  • 1IFT Institut für Therapieforschung, München
  • 2Helmholtz Zentrum München, Neuherberg

Ziele: Das Konzept der subjektiv wahrgenommenen Trunkenheit berücksichtigt individuelle Faktoren wie Alkoholtoleranz und könnte daher alkoholbezogene Probleme besser vorhersagen als die objektiv konsumierte Alkoholmenge (1;2). Diese Studie untersucht, welche Faktoren den Zusammenhang zwischen Trunkenheit und Alkoholmenge moderieren und vergleicht die Vorhersagefähigkeit von Alkoholmenge und Trunkenheit für alkoholbezogene Probleme, um Aufschluss über die Konstruktvalidität und relative Nützlichkeit des Trunkenheitskonzeptes zu erhalten. Methodisches Vorgehen: Es wurden Daten der deutschen Stichprobe der Europäischen Schülerstudie zu Alkohol und anderen Drogen (ESPAD) von 2007 verwendet. Die geschichtete Zufallsstichprobe umfasst 11.505 Schüler der 9. und 10. Klassen in 7 Bundesländern (Ausschöpfung 80.6%). Erfasst wurden subjektiv wahrgenommene Trunkenheit bei der letzten Trinkgelegenheit mittels einer 10-stufigen Skala, Alkoholkonsum zur gleichen Trinkgelegenheit mit einem Frequenz-Menge-Index, Trinkhäufigkeit innerhalb der letzten 30 Tage als Indikator für Alkoholtoleranz, Alkoholwirkungserwartungen, alkoholbezogene Probleme und soziodemographische Variablen. Zur Analyse von Moderatoreffekten wurden ordinale logistische Regressionsmodelle, zur Vorhersage alkoholbezogener Probleme logistische Regressionen verwendet. Ergebnisse: Alkoholwirkungserwartungen und Alkoholtoleranz sind signifikante Moderatoren, Geschlecht und Bildung zeigen keine signifikanten Effekte. Die Vorhersagefähigkeit der Alkoholmenge für alkoholbezogene Probleme übertrifft mit Ausnahme schulischer Probleme die von Trunkenheit. Die Unterschiede in der Vorhersagefähigkeit sind jedoch relativ gering. Schlussfolgerung: Die Ergebnisse deuten auf die Konstruktvalidität von subjektiver Trunkenheit hin. Im Vergleich mit der Alkoholmenge ist Trunkenheit insgesamt zwar ein schwächerer Prädiktor für alkoholbezogene Probleme, könnte aber aufgrund der einfacheren Messung ein effizienterer Indikator sein.

Literatur: (1) Midanik L.T. Drunkenness, feeling the effects and 5+ measures. Addiction (Abingdon, England) 1999; 94(6): 887-97 (2) Greenfield TK, Tam T, Caetano R, Midanik LT, Cherpitel C, Weisner CM. Risk functions for victimization, criminal behavior, arrest, & conviction from alcohol consumption in the 1990 U.S. National Alcohol Survey. Risk functions for victimization, criminal behavior, arrest, & conviction from alcohol consumption in the 1990 U.S.National Alcohol Survey, 1996.