Suchttherapie 2009; 10 - S422
DOI: 10.1055/s-0029-1240326

Ergebnisqualität in der stationären Rehabilitation Drogenabhängiger

B Kulick 1, P Missel 2, M Stapel 1, M Fischer 3
  • 1Deutsche Rentenversicherung Rheinland-Pfalz, Speyer
  • 2AHG Kliniken Daun - Am Rosenberg, Daun
  • 3AHG Kliniken Daun, Daun

Ziele/Fragestellung:

Ergebnisqualität in der medizinischen Rehabilitation stellt im Rahmen der Qualitätssicherung der Deutschen Rentenversicherung eine notwendige Voraussetzung und Grundlage für eine konzeptgeleitete Steuerung und evidenzbasierte Weiterentwicklung der Rehabilitation dar. Wirksamkeit und Nutzen abstinenzorientierter stationärer medizinischer Rehabilitation bei Drogenabhängigen waren bisher nur unzureichend empirisch belegt.

Zur Untersuchung und Sicherung der Ergebnisqualität wurde in Kooperation eines Rentenversicherungsträgers mit zwei rheinland-pfälzischen Fachkliniken für Drogenabhängige von 2003 bis 2006 eine dreijährige Studie durchgeführt. Der Hauptfokus lag auf der kurz- und mittelfristigen Wirksamkeit stationärer Entwöhnungsbehandlung bei drogen- und mehrfach abhängigen Rehabilitanden hinsichtlich multimodaler Outcome-Kriterien wie Abstinenz, Gesundheitszustand und psychischem Befinden, sozialen Beziehungen sowie Integration in Arbeit und Ausbildung. Zusätzlich wurde der Frage nachgegangen, ob sich die Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung zwei Jahre vor und nach der medizinischen Rehabilitation auch zum Nutzen für den Reha-Träger verändert hatten.

Methodisches Vorgehen:

Die Untersuchungsstichprobe bestand aus 429 drogen- und mehrfachabhängigen Rehabilitanden, die im Zeitraum 2. Halbjahr 2003 bis Ende 2004 in die beteiligten Fachkliniken aufgenommen worden waren und eine stationäre Entwöhnungsbehandlung abgeschlossen hatten. Erhebungszeitpunkte lagen zu Beginn, Ende der mehrmonatigen Rehabilitation sowie ein Jahr nach Entlassung. Als Erhebungsinstrumente wurden neben Basisdokumentation vor allem Selbsteinschätzungen eingesetzt. Beitragsverläufe wurden bei 151 Versicherten ausgewertet.

Ergebnisse:

Es konnte gezeigt werden, dass sich eine abstinenzorientierte Behandlung trotz der sehr schwierigen Ausgangssituation der Patienten mit Mehrfachbenachteiligung im medizinischen, psychischen, sozialen und beruflichen Bereich lohnt und positive Behandlungseffekte belegt werden können. Neben einem Rückgang der Symptombelastung und einer Zunahme an Kompetenzen zur Problembewältigung konnte unter anderem eine Zunahme von abstinenzbegünstigenden Faktoren nachgewiesen werden. Weiterhin war eine zunehmende berufliche und soziale Integration sowie ein Rückgang des Konsums „harter Drogen“ bzw. die Aufrechterhaltung eines abstinenten Lebens feststellbar.

Erstmalig werden dem Reha-Träger empirische Belege für die Erreichung wesentlicher Rehabilitationsziele der Rentenversicherung in der Drogenrehabilitation vorgelegt, die für die Weiterentwicklung von Angeboten genutzt werden können.

Schlussfolgerungen:

Anhand von Weiterentwicklungsmodellen wird exemplarisch dargestellt, welches Optimierungspotential und welche Chancen zur Innovation Leistungsträgern und Leistungserbringern die Fokussierung auf die Ergebnisqualität bietet.

Literatur: Fischer M., Missel P., Nowak M., Roeb-Rinas W., Schiller A., Schwehm H. (2007). Ergebnisqualität in der stationären medizinischen Rehabilitation von Drogenabhängigen (Drogenkatamnese) – Teil I und II. Sucht aktuell Nr. 1 und 2 Stapel M., Kulick B. (2009). Bemessung des Rehabilitationserfolgs durch Leistungsträger bei der Drogenrehabilitation – Eine Verlaufsuntersuchung. Vortrag beim 18. Rehabilitationswissenschaftlichen Kolloquium vom 9. bis 11. März 2009 in Münster, DRV-Schriften Band 83