Suchttherapie 2009; 10 - S431
DOI: 10.1055/s-0029-1240327

Infoline Glücksspielsucht NRW – Analyse eines niederschwelligen Angebotes

IA Füchtenschnieder 1
  • 1Landesfachstelle Glücksspielsucht NRW, Herford

Ziele/Fragestellung:

Es wird untersucht, in welchem Umfang und von wem ein Beratungstelefon für Glücksspielsüchtige und ihre Angehörigen in Anspruch genommen wird. Des Weiteren wird analysiert, wie der Zugang zu diesem niedrig schwelligen Hilfeangebot verläuft. Insbesondere wird der Frage nachgegangen, ob die in § 7 Absatz 2 GlüStV festgeschriebene Verpflichtung der Glücksspielanbieter auf Losen, Spielscheinen und Spielquittungen, Hinweise auf Hilfemöglichkeiten zu veröffentlichen, einen Effekt hat. Die Telefonnummer der Infoline Glücksspielsucht NRW ist seit Mitte 2006 auf den Spielscheinen von WestLotto aufgedruckt und entsprechendes Informationsmaterial liegt in sämtlichen Annahmestellen aus.

Methodisches Vorgehen:

Jeder Anruf bei der Infoline Glücksspielsucht NRW, die seit 2004 in Betrieb ist, wird mittels eines standardisierten Protokolls und einer kurzen schriftlichen Zusammenfassung der Gespräche dokumentiert. Die rund tausend inzwischen vorliegenden elektronisch erfassten Protokolle werden anhand der oben formulierten Fragen analysiert.

Ergebnisse:

Abgesehen von Fehlanrufern – sogenannten „Lottospielanfragen“, die z.B. die Lottozahlen erfragen – wird die Infoline vorrangig von Angehörigen in Anspruch genommen, knapp gefolgt von Menschen mit problematischem bzw. pathologischem Glücksspielverhalten. Für die Mehrheit (rund 65%) stellt der Anruf den ersten Kontakt zum Hilfesystem dar. Von der Nummer erfahren haben die Anrufer vorrangig durch das Internet. Der Aufdruck auf dem Lottoschein bzw. ähnlichen Materialien spielte bei der Vermittlung ebenfalls eine Rolle. 13% der Glücksspieler und 5% der Angehörigen haben so von der Telefonnummer erfahren.

Schlussfolgerungen:

Die Infoline Glücksspielsucht NRW erreicht die Betroffenen sehr früh, ergänzt das bestehende Hilfesystem und stellt eine Schnittstelle zur Selbsthilfe und zur professionellen Suchthilfe dar.

Literatur: Köpsell, D. (2003). Nutzen Spieler das Suchttelefon der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung? In: Füchtenschnieder, I. (Hrsg.): Erfolg-Glück-Verzweiflung: Soziologische, psychotherapeutische und präventive Aspekte der Glücksspielsucht. Geesthacht: Neuland. Scarfe, A. (2001). Das Telefonhilfekonzept. In: Füchtenschnieder, I.; Hurrelmann, K. (Hrsg.): Glücksspiel in Europa: Vom Nutzen und Schaden des Glücksspiels im europäischen Vergleich. Geesthacht: Neuland.