Suchttherapie 2009; 10 - S433
DOI: 10.1055/s-0029-1240329

Frauen und pathologisches Glücksspielen

M Vogelgesang 1
  • 1AHG KLinik Münchwies, Neunkirchen-Münchwies

Ziele/Fragestellung:

Der Frauenanteil an pathologischen GlücksspielerInnen in der Allgemeinbevölkerung beträgt etwa 30%. Noch ausgeprägter sind die Geschlechtsunterschiede im therapeutischen Setting mit lediglich 10 bis 15% pathologischer Glücksspielerinnen. Dem entsprechen das eindeutig mit männlichen Charakteristika ausgestattete Glücksspielerstereotyp und auch die Therapiekonzepte im klinischen Kontext. Es stellt sich die Frage nach den Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen männlichen und weiblichen pathologischen GlücksspielerInnen im Sinne einer genderspezifischen Therapieadaption.

Methodisches Vorgehen:

Es wurden 100 pathologische Glücksspieler und 100 pathologische Glücksspielerinnen, die in der AHG Klinik Münchwies während eines definierten Zeitraumes stationär behandelt worden waren, im Hinblick auf soziodemografische Daten, Komorbidität und glücksspielspezifische Charakteristika untersucht.

Ergebnis:

Die klinische Gruppe der pathologischen Glücksspielerinnen beginnt das Glücksspielen signifikant später, durchlebt dann jedoch einen progredienteren Verlauf. In ihrer Vorgeschichte finden sich signifikant häufiger Traumatisierungen der verschiedensten Art. Die Funktionalität des Glücksspielens dient der Vermeidung aversiver Emotionen, nicht selten auch im Rahmen der signifikant häufiger als bei der männlichen Vergleichsgruppe und bei der weiblichen Allgemeinbevölkerung auftretenden depressiven Erkrankungen und Angststörungen.

Schlussfolgerungen:

Im therapeutischen Kontext sollte beachtet werden, dass Frauen sich in wesentlichen Charakteristika von Männern im Bereich des pathologischen Glücksspielens unterscheiden. Dementsprechend sollten eine traumabezogene Therapie sowie eine adäquate Therapie der Komorbidität hier wesentliche Berücksichtigung finden. Insgesamt sind bei beiden Geschlechtern gendersensible Vorgehensweisen notwendig, um zu einem optimalen Therapieergebnis zu führen.

Literatur: Siehe oben, Einführung in die Thematik