Suchttherapie 2009; 10 - S512
DOI: 10.1055/s-0029-1240339

Biofeedbackbehandlung in der medizinischen Rehabilitation Abhängigkeitskranker

S Dockendorf 1, P Missel 1, N Bergemann 1
  • 1AHG Kliniken Daun - Am Rosenberg, Daun

Ziele/Fragestellung:

Neurobiologische Studien sprechen dafür, dass dem mesolimbisch-dopaminergen Verstärkungssystem eine entscheidende Rolle bei der Aufmerksamkeitszuwendung zu klassisch konditionierten drogenassoziierten Reizen zukommt. Durch eine persistierende Sensitivierung (Neuroadaption) dieses Systems, die offenbar stressabhängig noch verstärkt wird, können suchtmittelassoziierte Reize einen konditionierten motivationalen Zustand, der zu Suchtmittelverlangen und erneuter Suchtmitteleinnahme führen kann, auslösen (vgl. Soyka, 1995; Rommelspacher, 1999).

Biofeedbacktherapie wird bisher in der modularen Behandlung Abhängigkeitskranker wenig eingesetzt, empirische Befunde liegen nur vereinzelt vor (vgl. Martin & Rief, 2009).

Die vorliegende Untersuchung geht im Rahmen einer Pilotstudie der Fragestellung nach, inwieweit Biofeedbacktherapie bei Patienten mit Craving (ausgelöst durch Reizkonfrontationen mit alkoholassoziierten Stimuli) zu Habituation, Anstieg internaler Kontrollüberzeugung, Stressverminderung, Erhöhung der Selbstkontrolle und Selbstwirksamkeit führt.

Methodisches Vorgehen:

In einem Screening werden fünf Patienten mit intermittierendem Suchtverlangen per Biofeedback behandelt.

Ergebnisse:

Es ergeben sich Hinweise darauf, dass die Biofeedbackbehandlung als Ergänzung zur stationären Behandlung Abhängiger erfolgsversprechend ist. Insbesondere Patienten, die unter gesteigertem Craving leiden, scheinen hinsichtlich des Aufbaus von individuellen Copingstrategien im Umgang mit Suchtverlangen profitieren zu können.

Schlussfolgerungen

Die Ergebnisse der Pilotstudie werden mit einer größeren Stichprobe reevaluiert werden. Geplant ist der zusätzliche Einsatz von Neurofeedback. Biofeedbackbehandlung in der Suchttherapie soll zudem mit der Theorie der ‘impliziten Kognition’ nach R. Wiers theoretisch fundiert werden.

Literatur: Martin, A. & Rief, W. (Hrsg.). (2009). Wie wirksam ist Biofeedback? Eine therapeutische Methode (1.Aufl.). Bern: Huber. Rommelspacher, H. (1999). Neurobiologische Ansätze. In: Gastpar, M., Mann, K., Rommelspacher, H. (Hrsg.). Lehrbuch der Suchterkrankungen. Stuttgart: Thieme. Soyka, M. (1995). Die Alkoholkrankheit – Diagnose und Therapie. Weinheim: Chapman und Hall.