Suchttherapie 2009; 10 - S523
DOI: 10.1055/s-0029-1240344

Zigarettenkonsum und Tiefe Hirnstimulation des Nucleus Accumbens

J Kuhn 1, R Bauer 2, W Huff 1, D Lenartz 3, V Sturm 3, J Klosterkötter 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Uniklinik Köln, Köln
  • 2Interfakultäres Zentrum für Ethik in den Wissenschaften, Tübingen
  • 3Uniklinik Köln, Klinik für Stereotaxie und Funktionelle Neurochirurgie, Köln

Hintergrund: Die Tiefe Hirnstimulation (THS) ist mittlerweile als Therapie bei Morbus Parkinson

und essenziellem Tremor etabliert. Erfolgreiche Behandlungen an kleineren Patientengruppen

mit Depression, Tourette-Syndrom und Zwangsstörungen lassen eine zukünftige Indikationserweiterung erwarten. Seit kurzem wird auch ein Nutzen der THS bei Abhängigkeitserkrankungen diskutiert. Die Frage, ob die Erforschung der THS des Nucleus Accumbens (NAc) zur Behandlung von Abhängigkeiten berechtigt ist, wurde anhand einer anderweitig durch dieses Verfahren behandelten Patientengruppe erkundet.

Methode: Die Erstbeobachtung eines Patienten mit Alkoholabhängigkeit, der durch THS des NAc sein Konsumverhalten veränderte, veranlasste uns dazu, den Verlauf von 10 Patienten mit Nikotinabhängigkeit retrospektiv zu erfassen, die ebenfalls mittels dieser innovativen Behandlungsmethode bei differenten psychischen Störungen therapiert wurden. Wir erhoben 2008 ihr momentanes Rauchverhalten und retrospektiv ihr Rauchverhalten vor der Operation mithilfe des Fagerström Tests für Nikotinabhängigkeit sowie mit einfachen Items ihre Abstinenzmotivation und den Verlauf der Konsumbeendigung.

Resultat: Drei männlichen Patienten gelang es, nach der THS des NAc beim ersten Abstinenzversuch und ohne weitere Unterstützung, ihren Konsum zu beenden. Diese Gruppe war weniger abhängig und höher motiviert als der Rest der Probanden. Zudem wurden sie mit einer höheren Voltzahl stimuliert. Die Rate erfolgreicher Beendigung ohne Unterstützung scheint zudem höher als in der allgemeinen Bevölkerung. Es scheint, also ob THS des NAc motivierte Raucher dabei unterstützen könnte, ihren Konsum zu beenden.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse und Unterschiede zwischen den Gruppen sind zwar nicht signifikant sowie retrospektiv und an einer Gruppe mit psychiatrischen Erkrankungen erhoben. Dennoch lassen sich daraus Argumente für eine Berechtigung zur Erforschung der THS des NAc zur Behandlung von Abhängigkeit ziehen.