Suchttherapie 2009; 10 - S611
DOI: 10.1055/s-0029-1240355

Rauchstopp-Hilfen für Jugendliche: Welche Faktoren beeinflussen Bekanntheit, Akzeptanz und Nutzung? Forschungs- und Interventionsprojekt mit Schweizer Schüler/innen

U Herrmann 1, M Morgenstern 2, R Hanewinkel 2
  • 1Fachstelle für Tabakprävention Züri Rauchfrei, Zürich, Schweiz
  • 2IFT-Nord gGmbH, Kiel

Ziel: Untersuchung der Einstellungen jugendlicher Raucher/innen gegenüber Rauchstopp-Hilfen und Wege der Erhöhung von Bekanntheit und Nutzung.

Methode: Zweimalige Befragung von 2.959 Schweizer Schüler/innen (Wiedererreichungsquote: 87%) aus 13 Schulen aller Schultypen und dreier Kantone. Durchschnittliches Alter 15,8 Jahre (Altersspanne 13–21). Fragebogenerhebungen im Klassenverband. Intervention: Zwischen den Befragungen Implementation von drei verschiedenen Rauchstopp-Hilfen: (1) Selbsthilfebrochüre, (2) Internet-basiertes Programm, (3) Rauchstopp-Kurs. Gruppenzuteilung: Eine Hälfte der Schulen erhielt alle drei, die andere Hälfte nur eine Rauchstopp-Hilfe (Zufallszuteilung). Zusätzliche quasiexperimentelle Variation des Werbeaufwands und der Rekrutierungswege.

Ergebnisse: Insgesamt bestätigten 58% der Schüler/innen (Rauchende: 65%), etwas von den Rauchstopp-Hilfen mitbekommen zu haben. Diese Quote war an den Schulen mit drei Angeboten genauso hoch wie an den Schulen mit einem Angebot. Vielfältige Werbemethoden zeigten ebenfalls keinen systematischen Effekt auf die Bekanntheit. Bei den Nutzungszahlen zeigte sich eine signifikante Interaktion zwischen Art und Vielfalt der Rauchstopp-Hilfen: Bei der höherschwelligen Maßnahme (Kurs) lag die Zahl höher an Schulen mit drei Angeboten, bei den Selbsthilfeprogrammen (Broschüre und Internet) verhielt es sich umgekehrt, diese wurden häufiger verwendet, wenn sie das einzige Angebot waren. Die Anmeldezahlen für den Kurs waren am höchsten, wenn rauchende Schüler/innen direkt durch Lehrpersonen angesprochen wurden.

Schlussfolgerung: Die Rekrutierung von Jugendlichen zu Rauchstopp-Hilfen stellt auch in der Schweiz ein Problem dar. Es gibt allerdings Hinweise darauf, dass das Interesse erhöht werden kann, wenn Vielfalt und Art des Angebots aufeinander zugeschnitten sind, Schüler/innen direkt angesprochen werden und zusätzlich sachliche Information über Rauchstopp-Hilfen vermittelt wird.