Suchttherapie 2009; 10 - S623
DOI: 10.1055/s-0029-1240361

Welche Bedeutung haben Veränderungen im serotoninergen System für süchtiges und depressives Verhalten? – Ergebnisse einer Tryptophandepletionsstudie

U Havemann-Reinecke 1, T Herchenain 1, J Kirchheiner 2, P Falkai 1, D Wedekind 1
  • 1Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Göttingen
  • 2Institut für Pharmakologie & Klinische Pharmakologie der Universität Ulm, Ulm

Eine Dysfunktion des serotonergen Systems spielt möglicherweise eine wesentliche Rolle beim Substanzsuchverhalten und Rückfälligkeit bei Alkoholabhängigen sowie bei assoziierten affektiven- und Angstsymtomen. Der 5HTTLPR Polymorphismus im Zusammenhang mit anxiogenen, depressogenen und Suchtdruck steigernden Effekten einer akuten Tryptophandepletion (TD) und induzierte Monoaminveränderungen im Serum bei entgifteten 24 männlichen Alkoholabhängigen wurden in einem randomisierten, kontrollierten Studiendesign untersucht.

TD führte zu signifikanter Erniedrigung von Serum Tryptophanspiegeln, während die Placebo Degulation zu einer signifikanten Erhöhung führte (p<0,001). Die TD führte zu einer signifikanten Zunahme von depressiven Symptomen (p<0,05) während die Placebo Depletion mit einer Minderung von Suchtdruck und Angstsymptomen einherging (p<0,05). Basale Tryptophanspiegel waren erhöht bei Trägern des s-Allells im Vergleich zu l/l Allell-Trägern (33% des Kollektivs) des 5HTTPR (p<0,005). Träger des l/l Genotyps zeigten signifikant höhere depressive und Suchtdrucksymptome im Vergleich zu s-Allell Trägern (p<0,05).

Die Ergebnisse weisen auf einen relevanten Zusammenhang von serotonerger Funktion, 5HTTPR auf Psychopathologie und Substanzsuchverhalten bei alkoholabhängigen Männern hin, wobei l/l-Allellträger möglicherweise eine Risikogruppe für Rückfälligkeit aufgrund erhöhten Suchtdrucks sowie Angst- und affektiven Symptomen darstellen.