Suchttherapie 2009; 10 - S642
DOI: 10.1055/s-0029-1240368

Beratungs- und Behandlungsstruktur in Deutschland für Jugendliche und junge Erwachsene mit pathologischem Internetgebrauch – Ergebnisse einer Befragung von Beratungs- und Behandlungseinrichtungen

KU Petersen 1, Y Schelb 1, R Thiel 1, R Thomasius 1
  • 1Deutsches Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters (DZSKJ), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg

Ziele/Fragestellung:

Die Studie „Beratungs- und Behandlungsangebote des pathologischen Internetgebrauchs in Deutschland“ des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters (DZSKJ) untersuchte mit Unterstützung aus Mitteln des Bundesministeriums für Gesundheit die Struktur-, Prozess- sowie Ergebnisqualität von Beratungs- und Behandlungseinrichtungen, die auf Erfahrungen mit Menschen mit diesem Störungsbild verweisen können.

Methodisches Vorgehen:

150 als potenzielle Ansprechpartner für Menschen mit problematischem Internetgebrauch identifizierte Einrichtungen wurden per E-Mail gebeten, einen Online-Fragebogen (oder alternativ eine Papierversion) auszufüllen. Von 99 (2/3) dieser Einrichtungen liegen zumindest zum Teil ausgefüllte Online- oder Papierfragebögen vor, 43 Einrichtungen hatten bisher keine Menschen mit pathologischem Internetgebrauch beraten oder behandelt, 8 Einrichtungen sahen sich aus Zeitmangel nicht zur Studienteilnahme in der Lage. Nach Ausschluss unvollständig ausgefüllter Fragebögen verblieben 74 Einrichtungen.

Ergebnisse:

Während 8% der Einrichtungen mehr als 20 Klienten mit pathologischem Internetgebrauch pro Quartal sahen, gaben mehr als die Hälfte der befragten Einrichtungen an, pro Quartal weniger als 5 Klientinnen/Klienten mit diesem Störungsbild zu sehen. Der Frauenanteil an den Klienten der befragten Einrichtungen war insgesamt gering (11%). Fast jede Einrichtung verwendete ein anderes diagnostisches Instrument zum pathologischen Internetgebrauch.

Schlussfolgerungen

De Einrichtungen scheinen sich deutlich im Grad der Zielgruppenerreichung der Personen mit pathologischem Internetgebrauch zu unterscheiden. Über die Ursache werden die Ergebnisse der Tiefenbefragungen weitere Erkenntnisse bringen. Das Fehlen geeigneter deutschsprachiger diagnostischer Instrumente, welches bereits durch ein systematisches Review der Arbeitsgruppe festgestellt worden war, zeigte sich auch im Rahmen dieser Befragung.