Suchttherapie 2009; 10 - S652
DOI: 10.1055/s-0029-1240372

Kognitive Bedingungsfaktoren in der Entstehung psychischer Auffälligkeiten bei Jugendlichen aus alkoholbelasteten Familien

D Moesgen 1, M Klein 1
  • 1Kompetenzplattform Suchtforschung an der Katholischen Hochschule NRW, Abt. Köln, Köln

Jugendliche aus alkoholbelasteten Familien zeigen häufiger psychische Auffälligkeiten als unbelastete Jugendliche (1,2,3,4,5,6). Der Resilienzforschung zufolge entwickeln jedoch nicht alle Betroffenen zwangsläufig eine psychische Auffälligkeit (7,8,9,10). Ziel der Untersuchung ist die Erfassung kognitiver Faktoren, die Einfluss auf die Entstehung psychischer Symptome bei betroffenen Jugendlichen besitzen. Der Fokus liegt hierbei auf Bewältigungsstrategien und Kognitionen wie dysfunktionalen Attributionen, Schemata und automatischen Gedanken.

Zur Erfassung der psychischen Symptombelastung und Denkmuster füllen Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren aus alkoholbelasteten und unbelasteten Familien einen Fragebogen aus, der verschiedene standardisierte psychologische Instrumente enthält. Zusätzlich zur Fragebogenuntersuchung werden Telefoninterviews mit den Eltern durchgeführt.

Jugendliche aus belasteten Familien zeigen eine tendenziell höhere Symptombelastung als nicht-betroffene Jugendliche, vor allen in Bezug auf emotionale Probleme (Mann-Whitney U=1229.5; p=.02). Weitere erste Auswertungen weisen auf, dass emotionale Probleme der Jugendlichen signifikant mit Selbstwirksamkeitserwartungen (r=- .36, p< .01) und dysfunktionalen Schemata wie Misstrauen (r=.33, p< .01), Emotionale Deprivation (r=.37, p< .01) oder Anfälligkeit für Schaden (r=.53, p< .01) korrelieren. Mann-Whitney U-Tests ergeben, dass Jugendliche aus alkoholbelasteten Familien dazu tendieren, Erfolg weniger internal-stabil zu attribuieren, misstrauischer sind (U=1263; p=.03), sich weniger geliebt fühlen (U=1282.5, p< .01) und sich anfälliger für Unglück erleben (U=1281.5; p=.04) als die Kontrollgruppe.

Eine erhöhte Symptombelastung von Jugendlichen aus alkoholbelasteten Familien scheint erwartungsgemäß mit dysfunktionalen Denkmustern zusammenzuhängen. Diese Ergebnisse verdeutlichen die Notwendigkeit, kognitive Behandlungsmethoden in praktische Angebote für betroffene Kinder zu integrieren.

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