Suchttherapie 2009; 10 - S721
DOI: 10.1055/s-0029-1240380

Differenzielle Wirksamkeit von Kurzinterventionen bei Medikamentenabhängigkeit nach 3 und 12 Monaten

HJ Rumpf 1, C Otto 2, A Zahradnik 2, B Crackau 2, I Löhrmann 2, U John 3, G Bischof 1
  • 1Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Lübeck
  • 2Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, UKSH, Campus Lübeck, Lübeck
  • 3Universität Greifswald, Greifswald

Fragestellung: Die Raten von Inanspruchnahme suchtspezifischer Hilfen sind bei Medikamentenabhängigkeit sehr gering. In einer ersten Interventionsstudie im Allgemeinkrankenhaus wurde die Wirksamkeit einer Kurzintervention geprüft.

Methoden: Im Rahmen der Studie Motivierende Intervention bei Medikamentenabhängigkeit im Krankenhaus (MIMiK)wurden in einem Allgemeinkrankenhaus sowie auf internistischen, chirurgischen und gynäkologischen Stationen eines Universitätsklinikums konsekutive Patienten zwischen 18 bis 69 Jahren auf das Vorliegen von problematischen Medikamentenkonsum untersucht. Es erfolgte eine randomisierte Zuweisung zu einer Interventions- und einer Kontrollgruppe. Die Intervention bestand aus einer Beratung während des Aufenthaltes sowie nach zwei Monaten auf Basis des Motivational Interviewings. Es erfolgten Katamnesen nach 3 und 12 Monaten.

Ergebnisse: Insgesamt konnten 125 Patienten einer der beiden Bedingungen zugewiesen werden. Während nach drei Monaten signifikant häufiger in der Interventionsgruppe reduziert oder der Konsum eingestellt wurde, zeigten sich diese Effekte nach 12 Monaten nicht mehr für die Gesamtgruppe. Nach 12 Monaten wiesen lediglich die Sedativa-Hypnotika-Konsumenten, nicht jedoch die Opioid-Konsumenten noch einen Interventionseffekt auf. Weitere Subgruppenanalysen deckten auf, dass vor allem ältere Patienten (57–69 Jahre alt) verglichen mit jüngeren (18–30 Jahre alt), als auch Langzeit- (länger als 10 Jahre) verglichen mit Kurzzeitkonsumenten (bis zu 6 Monate) sowie Patienten mit einer medikamentenbezogenen Abhängigkeitsdiagnose nicht anhaltend von der Intervention profitieren.

Schlussfolgerung: Die Resultate der MIMiK Studie weisen eine Wirksamkeit nach 3 Monaten auf. In der Gruppe der Opioid-Konsumenten verlor sich dieser Effekt nach 12 Monaten, was für eine Ausweitung des Interventionszeitraums spricht. Gleiches gilt für Subgruppen, zu den ältere sowie Langzeitkonsumenten Patienten gehören.