Suchttherapie 2009; 10 - S732
DOI: 10.1055/s-0029-1240386

Ältere Alkoholabhängige in der Behandlung – Was ist anders?

D Geyer 1
  • 1Fachklinik Fredeburg, Schmallenberg

Ältere Alkoholabhängige unterscheiden sich von jüngeren durch ein anderes Trinkverhalten. Ihr Trinken ist weniger exzessiv, findet noch mehr im Verborgenen statt und wird seltener wahrgenommen. Auffällig werden ältere Abhängige häufig erst durch Stürze, körperliche Erkrankungen, geistigen Abbau und Verwahrlosung. Begleitender Konsum von Sedativa und Analgetika ist häufig. In dem Beitrag, der sich auf langjährige Erfahrung mit einer auf ältere Suchtkranke abgestimmten stationären Behandlung, die Auswertung der klinikinternen Basisdokumentation und die Ergebnisse katamnestischer Befragungen stützt, werden die Besonderheiten der Klientel und der darauf abgestimmten Rehabilitation herausgearbeitet: andere Erwartungen an Psychotherapie, Besonderheiten der therapeutischen Beziehung und des Therapiestils, typische inhaltliche Schwerpunkte, geriatrische und gerontopsychiatrische Aspekte, Ressourcen des Älteren. In der Gruppe der älteren Alkoholabhängigen finden sich sowohl alt gewordene, bereits langjährig Suchtkranke, häufig Therapie erfahren, resigniert und vereinsamt als auch erst an kritischen Übergängen oder am Altern Gescheiterte. Besonders letztere haben neben dem Erhalt ihrer Unabhängigkeit häufig das Ziel, wieder Verantwortung für andere, zumeist Kinder und vor allem Enkel, übernehmen zu können. Die Behandlungsergebnisse sind gut und stehen denen Jüngere nicht nach. Aus den klinischen Erfahrungen lassen sich Hinweise für eine gezielte Prävention später Suchterkrankungen und eine früheres diagnostisches Erkennen der schon alleine aufgrund der Alterung der Bevölkerung zunehmenden Problematik ableiten.