Suchttherapie 2009; 10 - S744
DOI: 10.1055/s-0029-1240391

Fallgruppen und Leitlinien als Instrumente der Qualitätsentwicklung in der Rehabilitation Alkoholabhängiger

HG Haaf 1
  • 1Deutsche Rentenversicherung Bund, Berlin

Die Rehabilitation Abhängigkeitskranker ist nicht zuletzt aufgrund der Zahl der Leistungen (2007: 56.393) und des notwendigen Mitteleinsatzes (2007: 526,5 Mio. €) für die Deutsche Rentenversicherung von besonderer Bedeutung. Impulse zur Qualitätsentwicklung in der Suchtrehabilitation gehen aktuell von Fallgruppen und Leitlinien aus.

Fallgruppen fassen Patienten zusammen, die einen homogenen Behandlungsbedarf aufweisen und damit eine gleichartige Therapie mit vergleichbarem Ressourcenaufwand erhalten. Sie dienen zunächst der Transparenz des Leistungsgeschehens. Der Behandlungsbedarf muss bestimmt, die notwendige Therapie beschrieben und der Ressourcenaufwand kalkuliert werden.

Fallgruppen zielen aus Sicht der Rentenversicherung darauf, die Rehabilitation stärker bedarfsgerecht zu steuern sowie zu optimieren und somit als Instrument des Qualitätsmanagements zu dienen. Es geht nicht zuletzt um die bedarfsorientierte Zuweisung zu geeigneten Reha-Einrichtungen. Die Rentenversicherung hat mittlerweile Anforderungen für Entwicklung und Einsatz von Fallgruppen für die Rehabilitation formuliert.

Im Gegensatz zu anderen Fallgruppen-Konzepten berücksichtigen die Rehabilitanden-Management-Kategorien (RMK) sowohl die Reha-Bedarfe als auch die notwendigen therapeutischen Leistungen. Damit erfüllen sie wesentliche Aspekte der formulierten Anforderungen. Zudem beziehen sich die RMK-Therapieanforderungen unmittelbar auf die Reha-Leitlinien der Rentenversicherung. Diese modularen Therapiestandards sind als Teil der Qualitätssicherung konzipiert. Die auf der Basis vorliegender wissenschaftlicher Evidenz und einem breiten Expertenkonsens entwickelten Leitlinien ermöglichen eine Qualitätsprüfung der Versorgung. Für die Rehabilitation bei Alkoholabhängigkeit liegt mittlerweile eine vorläufige Version vor (Konsultationsfassung).

Der Beitrag stellt die aktuellen Entwicklungen dar und bewertet sie mit Blick auf die künftige Gestaltung der Therapieprozesse in der Rehabilitation.

Literatur: Keck, T., Hansmeier, T., Haaf, H.G. (2008). Patientenfallgruppen in der medizinischen Rehabilitation aus Sicht der Rentenversicherungsträger. Praxis Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation, 80, S. 99-103. Klosterhuis, H. (2008). Welchen Beitrag zur Verbesserung der Suchtbehandlung leistet die Reha-Leitlinie zur Alkoholabhängigkeit der Deutschen Rentenversicherung? Schriftenreihe des Fachverbandes Sucht e.V., B. 31: 30-40. Schmidt, P., Köhler, J., Soyka, M. (2007). Evidenzbasierte Leitlinien in der stationären Rehabilitation alkoholabhängiger Patienten: Das Leitlinienprogramm der Deutschen Rentenversicherung Bund. Suchtmedizin in Forschung und Praxis, 9 (1), 53-64. Spyra, K., Möllmann, C., Müller-Fahrnow, W. (2007). Bedarfs- und leistungsbezogene Fallgruppenbildung in der stationären Suchtrehabilitation - das Konzept der Rehabilitanden-Management-Kategorien (RMKs). Sucht aktuell 01/2007. 35-40.