Integrierte Versorgung suchtmittelabhängiger Menschen: Das Bonner Modell

Fragestellung:

Patienten mit chronifiziertem Krankheitsverlauf einer Alkoholabhängigkeit und entsprechender Komorbidität werden durch die traditionellen Angebote des ambulanten Suchthilfesystems nicht ausreichend erreicht. Viele entwickeln eine so genannte „Drehtürcharakteristik“ mit hoher Wiederaufnahmerate im psychiatrischen Krankenhaus und häufigen Einsätzen von Rettungs- und Notarztwagen. Komplizierend entwickeln sich bei ihnen im Laufe der Erkrankung somatische Erkrankungen und eine zunehmende psychosoziale Verelendung.

Methodik:

Aufgenommen wurden Patienten der LVR- Klinik Bonn, die eine High-frequency-Charakteristik im Aufnahmeverhalten zeigten. Ab Juni 2005 konnte mit den folgenden Krankenkassen ein Projekt zur integrierten Versorgung vereinbart werden: AOK, BEK, BKK, DAK, IKK, TKK. Ein/e Sozialarbeiter/in hielt dauerhaft institutionsübergreifend über einen ca. zweijährigen Zeitraum den Kontakt zu den eingeschlossenen Patienten und entwickelte individuelle, bedarfsangepasste, nachhaltige Hilfestellungen. Ziel war es, die stationäre Behandlungskosten um 10% zu reduzieren und die Lebensqualität und die Befindlichkeit der Patienten deutlich zu verbessern.

Ergebnis:

Die intensive Betreuung führte zu einem Rückgang der stationären kumulierten Behandlungsdauer und zu einer Kosteneinsparung im stationären Bereich von ca. 16% im Vergleich zum gleichlangen Zeitraum vor Projektbeginn und zu Verbesserungen in der Lebensqualität, der somatischen und psychischen Befindlichkeit der Patienten.

Schlussfolgerung:

Alle mit den Krankenkassen vereinbarten Ziele wurden mehr als erreicht. Dennoch konnte eine Programmfortsetzung nicht realisiert werden. Es gab zum einen Schwierigkeiten, eine interindividuelle Vergleichsgruppe zu finden, zum anderen wurde zwischenzeitlich neue strategische Ziele der Krankenkassen definiert.