Suchttherapie 2009; 10 - S753
DOI: 10.1055/s-0029-1240394

Diversity Management: Ein zukunftsfähiger Ansatz für den Landschaftsverband Rheinland (LVR)

C Weingarz 1, M Hey 2, KF Spiske 2, M Banger 2
  • 1Landschaftsverband Rheinland, Koordinationsstelle Sucht, Köln
  • 2LVR- Klinik Bonn, Abteilung für Suchterkrankungen und Psychotherapie, Bonn

Frage:

In der Auseinandersetzung mit kulturellen Besonderheiten von Migranten in der Behandlung von Suchterkrankungen wird deutlich, dass kulturelle Prägungen nicht nur durch Nationalität und Muttersprache[1] entstehen. Es bedarf einer differenzierteren Perspektive und holistischen Anerkennung, wie sie in den Ansätzen des Diversity Management vertreten werden. Dabei werden zusätzliche Dimensionen wie Alter, Geschlecht, sexuelle Orientierung, geistige und körperliche Fähigkeiten, Ethnie und soziale Schicht[2] berücksichtigt, sowie eine Toleranz erarbeitet, die Unterschiede auf ästhetischer, politischer und moralischer Ebene wertfrei betrachtet[3].

Methodik:

In bereits bestehenden Migrationsprojekten der LVR-Klinik Bonn wird muttersprachliche und kultursensible Therapie, insbesondere für die größten Bonner Migrantengruppen – polnisch-, russisch- und türkischsprachige Migranten – angeboten, sowie Netzwerkarbeit zum Thema „Migration und Sucht“ betrieben. In der Erweiterung um oben genannte Dimensionen wird eine differenzierte Sichtweise gefördert. Durch Fortbildungen und Schulungen werden alle Mitarbeiter diesbezüglich sensibilisiert und fachlich weitergebildet.

Ergebnis:

Die Vielfalt spiegelt sich im Verständnis von Gesundheit und Krankheit im Allgemeinen und von Suchterkrankungen im Besonderen wider. Daraus resultierende, oft unbewusste Ängste und Unsicherheiten seitens der Patienten und der Mitarbeiter behindern den Behandlungserfolg. Individualisierte Behandlungskonzepte, Schulungen zur interkulturellen Kompetenz der Mitarbeiter und die bewusste Einstellung von Angehörigen unterrepräsentierter Gruppen, zeigen sich auf dem bisherigen Weg als erfolgreich.

Schlussfolgerung:

Kulturelle Vielfalt – Diversity – ist soziale Realität. Diese als Potential und Ressource zu betrachten fordert eine permanente Konfrontation mit der Konstruktion individueller und kollektiver Weltsichten und den damit verbundenen Auswirkungen auf den klinischen Alltag der Suchttherapie.

Literatur: [1] vgl. Hannerz, Ulf (1992): Cultural Complexity – Studies in the Social Organization of Meanining. New York: Columbia University Press. [2] vgl. Gardenswartz, Lee / Rowe, Anita (2002): Diverse Teams at Work. Capitalizing on the Power of Diversity. Alexandria: Society for Human Resource Management. [3] vgl. Eriksen, Thomas Hylland (2006): Diversity versus Difference: Neo-Liberalism in the Minority-Debate. In: Rottenburg, Richard / Schneppel, Burkhard / Shimada, Shingo (Hrsg.): The Making and Unmaking of Differences. Anthropological, Sociological and Philosophical Perspectives. Bielefeld: Transcript, S.13-25.