Suchttherapie 2009; 10 - S822
DOI: 10.1055/s-0029-1240402

Junge Cannabisabhängige im Vergleich–wie wirkt Alltagsstress auf ihre Psychische Gesundheit?

J von Irmer 1, U Claussen 2, I Seiffge-Krenke 1
  • 1Psychologisches Institut der Universität Mainz, Mainz
  • 2Jugendberatung und Jugendhilfe e. V. (JJ), Frankfurt am Main

Cannabisabhängige Jungendliche erklären ihren Konsum oft damit, dass sie mit dem Konsum beabsichtigen, Stressoren zu kompensieren. Sie möchten Abschalten, ausspannen oder nicht an ihre Probleme denken. Auf diesem Hintergrund kann Cannabiskonsum als Copingstrategie angesehen werden. Coping bezeichnet alle Strategien, die zu einer Reduzierung von Stress eingesetzt werden, auch wenn sie nicht unbedingt dieses Ziel erfüllen. In einer Querschnittstudie wurde an 70 cannabisabhängigen Jugendlichen und 90 unauffälligen Jugendlichen untersucht, in wieweit sich deren Copingverhalten voneinander unterscheidet und ob beide Gruppen ähnlich erfolgreich in der Bewältigung ihrer Stressoren sind. Beiden Gruppen wurde ein etabliertes Fragebogenpaket vorgelegt, das sich in verschiedenen Untersuchungen als reliabel und valide erwiesen hat. Damit wurde die psychische Belastung, funktionale und dysfunktionale Copingstile in verschiedenen Alltagsbereichen, Alltagsstressoren in denselben Bereichen sowie kritische Lebensereignisse erfasst. Die Ergebnisse zeigten, dass cannabisabhängige Jugendliche mehr kritische Lebensereignisse berichteten, mehr externalisierende Verhaltensauffälligkeiten zeigten und auch dysfunktionalere Copingstrategien einsetzten. In Regressionsanalysen konnte gezeigt werden, dass es den Cannabisabhängigen nicht gelingt, mit ihren Copingstrategien den pathogenen Effekt von Alltagsstressoren auf die psychische Gesundheit abzupuffern. Möglichkeiten für die Behandlung von Cannabisabhängigkeit werden diskutiert und die Wichtigkeit von gezielten Programmen zum effektiven Problemlösen herausgestellt.