Suchttherapie 2009; 10 - S824
DOI: 10.1055/s-0029-1240404

Brauchen THC-/Partydrogenabhängige einen besonderen Platz im Versorgungssystem? Erfahrungen mit dem „Bonner Modell“ als vernetztes ambulant-stationäres Therapieangebot zur Behandlung der THC-/Partydrogenabhängigkeit und komorbider Störungen

W Dau 1, M Banger 1, A Schmidt 1
  • 1LVR- Klinik Bonn, Abteilung für Suchterkrankungen und Psychotherapie, Bonn

Einleitung:

Seit 1990 ist eine zunehmende Relevanz der Cannabisproblematik feststellbar (Täschner, 2004). Unseren Erfahrungen in der klinischen Praxis zeigten, dass den besonderen Bedürfnissen der Betroffenen in den bestehenden Versorgungsstrukturen nicht genug Rechnung getragen werden konnte. Die Abteilung für Suchterkrankungen und Psychotherapie der LVR-Klinik Bonn entwickelte daher federführend in der Zusammenarbeit mit der Suchtfachstelle für Kinder, Jugendliche, Familie der Caritas und Diakonie in Bonn ein spezielles Behandlungskonzept zur integrierten Versorgung für junge Cannabis- und Partydrogenabhängige.

Methode:

Neben der Feststellung des Schweregrads der Suchterkrankung (EuropASI) werden Daten über komorbide Störungen (SCL–90-R, STAI, BDI), besondere interpersonale Probleme (IIP-C) und zur Veränderungsmotivation (VSS) jeweils zu Beginn und zum Ende eines jeweiligen Behandlungsbausteins sowie zu zwei Katamnesezeitpunkten erhoben. Ein quasi-experimentelles Design konnte über die Etablierung einer Wartelisten-Kontrollgruppe realisiert werden. Die Wirksamkeit der „Kompass“-Intervention wurde überprüft.

Ergebnisse:

In vier Jahren wurden Daten von 243 Patienten (43 w.) erhoben. Patienten, die ambulant durch die Suchtfachstelle behandelt wurden, wiesen in allen Bereichen signifikant geringere Belastungen auf als die stationären Patienten. Die Ergebnisse zeigen weiter, dass es sich um eine sehr heterogene Patientenzielgruppe handelt, die besondere Anforderungen an das Versorgungssystem stellt. Für einen Teil der Pat. sind alleinige ambulante Angebote offenbar nicht ausreichend. Die stationäre Behandlung ist wirksam. Der „Kompass“ verbesserte das Therapieergebnis hinsichtlich der Depressivität und anderer psychischer Merkmale. Insgesamt ergeben sich im Bereich des Angstabbaus und der allgemeinen psychischen Belastung besonders starke Therapieeffekte des stationären Programms. Partydrogenabhängige profitieren dabei in besonders hohem Maße vom Angstabbau.

Literatur: Schmidt B. (1999). Wie kommt es zum Konsum und Missbrauch von illegalen Substanzen? In: Freitag, M., Hurrelmann K. (Hrsg.). Illegale Alltagsdrogen. Cannabis, Ecstasy, Speed und LSD im Jugendalter (S. 65-79). Weinheim: Juventa. Sonntag D., Welsch K., Kraus L. (2005). Haben Amphetaminkonsum und amphetaminbezogene Störungen zugenommen? Suchtmedizin, 2: 147 Steyer, R., Hannöver, W., Telser, C., Kriebel, R. (1997). Zur Evaluation intraindividueller Veränderung. Zeitschrift für Klinische Psychologie, 26, 291-299