Suchttherapie 2009; 10 - S833
DOI: 10.1055/s-0029-1240407

Vom Patienten zum Prosumenten

S Tasseit 1
  • 1Institut für Psychosomatik, Psychotherapie und medizinische Rehabilitation, Leinebergland-Kliniken Krankenhaus Alfeld (Leine), Alfeld

Fragestellung: Wohin entwickelt sich die Suchttherapie in den Dienstleistungsgesellschaften des IT-Zeitalters?

Methoden: Systematische Literaturreview und qualitative Inhaltsanalyse von Internet-Seiten.

Ergebnisse: Die Suchttherapie in den postmodernen Dienstleistungsgesellschaften des IT-Zeitalters sucht sich neue Wege und neue Medien. Es existieren inzwischen eine große Zahl von Internet-Angeboten zu Suchtdiagnostik und Suchttherapie. Diese Entwicklung hin zu einem vermehrten Einsatz von technischen, aber auch nicht-technischen Technologien (z.B. Manuale, Leitlinien) und weg von einer Begegnung als face-to-face-Interaktion von Therapeut und Patient, verbunden mit der stringenten Orientierung an vermehrter Kalkulier- und Messbarkeit sowie Standardisierung mit Blick auf Effizienzsteigerung, wird im Anschluss an den amerikanischen Soziologen George Ritzer mit dem Begriff der McDonaldisierung bezeichnet.

Schlussfolgerungen: Es handelt sich um einen neuen Typus von Rationalisierungsprozessen, denen nicht nur, wie bislang, die „Produzenten“, hier: die Suchttherapeuten, unterliegen, sondern in die nun vermehrt auch die "Konsumenten", hier: die Patienten und ihre Angehörigen, als sog. „Prosumenten“, als kostenlose Mitarbeiter, über eine spezifische Form von „Selbstbedienung“ einbezogen werden.

Literatur: Ritzer, G. (2006): Die McDonaldisierung der Gesellschaft. Konstanz: UVK Ritzer, G. (2008): The McDonaldization of Society 5. Los Angeles etc.: Pine Forge Press. Voß, G.G./Rieder, K. (2005): Der arbeitende Kunde. Wenn Kunden zu unbezahlten Mitarbeitern werden. Frankfurt/New York: Campus. Voß, G.G. (2008): Wenn die Kunden die Arbeit machen. In: Schimank, U./Schöneck, N.M (Hrsg.): Gesellschaft begreifen. Frankfurt/New York: Campus, S. 105-115.