Suchttherapie 2009; 10 - S921
DOI: 10.1055/s-0029-1240418

Leitlininen und Empfehlungen in der Suchtbehandlung: Nationale Entwicklungen und europäische Visionen

R Simon 1, J Hillebrand 2
  • 1Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht, Lisboa, Portugal
  • 2Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht - EBDD, Lissabon, Portugal

In einer Reihe europäischer Staaten wurden in den letzten 10 Jahren nationale Behandlungsempfehlungen oder Leitlinien verabschiedet. In Deutschland waren dabei Fachgesellschaften federführend (z.B. Havemann-Reinecke et al. 2004), in anderen Ländern waren staatliche Organisationen mit dieser Aufgabe betraut (z.B. NICE 2007). Diese Empfehlungen stellen ein wichtiges Bindeglied zwischen wissenschaftlicher Erkenntnis und praktischer Umsetzung dar.

Der am 20.12.2008 verabschiedete europäische Drogenaktionsplan 2009–2012 (2008/C 326/09), fordert die EU Mitgliedsstaaten dazu auf, für „guidelines and quality standards“ zu sorgen, welche Qualität und „good practice“ in Prävention, Behandlung, Harm Reduction and Rehabilitation fördern (Action 17). Darüber hinaus sollen bis 2010 in europäischen Konsensusgruppen Qualitätsstandards and Benchmarks für diese Interventionsbereiche formuliert werden – ein inhaltlich wie zeitlich sehr anspruchsvolles Ziel.

Die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD) hat sich des Themas Qualität seit einiger Zeit angenommen und arbeitet derzeit an einer Übersicht über Guidelines in Europa. Erste Ergebnisse und Diskussionen mit nationalen Vertretern haben gezeigt, dass bei der Entwicklung von Guidelines und Standards–insbesondere bei der Analyse der Evidenz–in den Mitgliedsstaaten der EU viel Parallelarbeit stattfindet.

Auf dem Hintergrund der Anforderung der aktuellen europäischen Drogenaktionsplans wird eine erste Übersicht über den Stand der Entwicklung von Guidelines und Standards für Suchtbehandlung in verschiedenen Ländern Europas gegeben. Es wird diskutiert, welche Möglichkeiten einer europäischen Kooperation bestehen, wo Synergieeffekte solch einer Zusammenarbeit zu erwarten wären und welchen Beitrag Deutschland – und speziell seine Fachverbände–dabei leisten könnten.

Literatur: National Institute for Health and Clinical Excellence (2007). Drug misuse: psychosocial interventions. Nice clinical guidelines 51. London: National Institute for Health and Clinical Excellence. Havemann-Reinecke, U., Küfner, H., Schneider, U., Günthner, A., Schalast, N., Vollmer, H.C. (2004). AWMF-Leitlinien: Postakutbehandlung bei Störungen durch Opioide, Sucht, 50, 226-257.