Suchttherapie 2009; 10 - S941
DOI: 10.1055/s-0029-1240426

Häufigkeiten und Einflussfaktoren von Suchtproblemen / Befunde der Heidelberger Schulstudie

J Haffner 1, J Roos 2, R Steen 3, P Parzer 1, F Resch 1
  • 1Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg
  • 2Pädagogische Hochschule Heidelberg, Heidelberg
  • 3Gesundheitsamt Heidelberg / Rhein-Neckar-Kreis, Heidelberg

Fragestellung: Welches Ausmaß zeigt der Substanzgebrauch bei 14–15-jährigen Jugendlichen und welche Einflussfaktoren, komorbide Auffälligkeiten und Risikobedingungen weisen Zusammenhänge zur Suchtgefährdung Jugendlicher auf?

Methodik: Knapp 6000 Jugendliche zu Beginn der 9. Klassenstufe wurden 2004/2005 im Rhein-Neckar-Raum in anonymer Form im Klassenverband schriftlich befragt. Der verwendete Fragebogen enthielt u.a. Angaben zu Art und Ausmaß des Suchtmittelkonsums, Risikoverhaltensweisen sowie zur schulischen und häuslichen Lebenssituation. Psychische und körperliche Symptome wurden mit der deutschen Form des Youth Self Report (YSR) in standardisierter Form erhoben.

Ergebnisse: Regelmäßigen Suchtmittelkonsum berichten 15–20% der Jugendlichen (16% rauchen täglich, 18% der Jungen und 10% der Mädchen trinken regelmäßig Alkohol und 15% der Jungen und 10% der Mädchen konsumieren Drogen). Jugendliche mit Suchtproblemen (6% der Jungen und 3% der Mädchen) zeigen stark erhöhte Skalenwerte im YSR, berichten deutlich mehr Problembelastungen, selbstverletzendes Verhalten, Suizidgedanken und Suizidversuche, sind sozial schlechter integriert und in ihrer schulischen Entwicklung deutlich beeinträchtigt.

Schlussfolgerungen: Die Befunde weisen auf einen hohen emotionalen und sozialen Unterstützungsbedarf suchtgefährdeter Jugendlicher hin, die in ihrer psychosozialen und schulischen Entwicklung massiv gefährdet sind. Notwendig und erfolgversprechend erscheinen u.a. schulische Angebote (Vertrauenslehrer, Schulsozialarbeiter, Thematisierung emotionaler und sozialer Inhalte in der Schule, Ganztagesschulen), um drohende Ausgrenzung und schulische Misserfolge zu verhindern.