Suchttherapie 2009; 10 - PO06
DOI: 10.1055/s-0029-1240439

CDT und Homocystein als Prädiktoren für Alkoholentzugsanfälle

J Cramer 1, AK Hintzen 1, D Karagülle 1, H Frieling 2, S Bleich 1, T Hillemacher 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover; Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie, Hannover
  • 2Universitätsklinikum Erlangen Psychiatrische und Psychotherapeutische Klinik, Erlangen

Ziele/Fragestellung: Alkoholentzugsanfälle zählen zu den medizinisch wichtigsten Komplikationen im Rahmen der Alkoholentgiftung bei abhängigen Patienten. Antikonvulsive Medikamente können das Risiko für Anfälle drastisch senken, stehen aber ihrerseits mit Nebenwirkungen im Zusammenhang. Aktuelle Studien konnten eine Assoziation zwischen erhöhten Homocysteinspiegeln und dem individuellen Risiko für Alkoholentzugsanfälle zeigen [1,2]. Auch CDT (carbohydrate deficient transferrin) war in Untersuchungen mit dem Anfallsrisiko assoziiert [3]. Ziel der aktuellen Untersuchung war, beide Parameter bei einer Patientenpopulation bzgl. der Vorhersagequalität zu untersuchen.

Methodisches Vorgehen: Insgesamt 190 alkoholabhängige Patienten (154 Männer, 36 Frauen) wurden zu Beginn der Entzugsbehandlung eingeschlossen. Da unter adäquater Behandlung das Auftreten von Alkoholentzugsanfällen selten geworden ist, wurde das individuelle Anfallsrisiko durch das Auftreten von Entzugsanfällen in der Vorgeschichte abgeschätzt (in der untersuchten Population: 52 mit Entzugsanfällen in der Vorgeschichte, 138 ohne). Homocystein und CDT wurden bei Aufnahme zur Entgiftungsbehandlung gemessen.

Ergebnisse: Die logistische Regression (abhängige Variable: Auftreten von Anfällen in der Vorgeschichte, Methode: Einschluss) zeigte für beide Parameter ein signifikantes Ergebnis (CDT: B=0.113, p=0.016, OR=1.119; Homocystein: B=0.047, p<0.001, OR=1.049).

Schlussfolgerung: Für beide Parameter zeigt sich ein signifikanter Zusammenhang mit dem individuellen Anfallsrisiko im Entzug. Im Rahmen eines kombinierten Assessment unter Einbezug auch anderer Parameter könnte ein Score entwickelt werden, mit welchem das individuelle Risiko für Alkoholentzugsanfälle erhoben werden könnte.

Literatur: 1. Bleich S, Bayerlein K, Hillemacher T, et al. An assessment of the potential value of elevated homocysteine in predicting alcohol-withdrawal seizures. Epilepsia 2006;47:934-938. 2. Bleich S, Degner D, Bandelow B, et al. Plasma homocysteine is a predictor of alcohol withdrawal seizures. Neuroreport 2000;11:2749-2752. 3. Brathen G, Bjerve KS, Brodtkorb E, Bovim G. Validity of carbohydrate deficient transferrin and other markers as diagnostic aids in the detection of alcohol related seizures. J Neurol Neurosurg Psychiatry 2000;68:342-348