Suchttherapie 2009; 10 - PO08
DOI: 10.1055/s-0029-1240441

Fallgruppen in der Rehabilitation von Abhängigkeitsstörungen – Untersuchung zur Bedeutung differenzieller Katamnesestudien in alkohol- und medikamentenabhängigen Behandlungsstichproben

JMA Heu 1, D Garbe 1
  • 1Kliniken Wied, Wied (bei Hachenburg)

Fragestellung: Seit Anfang der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts hat es im Bereich der Behandlung von Abhängigkeitsstörungen eine deutliche Zunahme an Katamnesestudien gegeben. Der Fachverband Sucht e.V. veröffentlicht seit 1996 jährlich eine einrichtungsübergreifende Katamnese zum Nachweis der Effektivität der Behandlungen im Trägerverbund. Dabei werden alle alkohol- und medikamentenabhängigen Patienten eines Entlassjahrgangs ungeachtet des individuellen Schweregrads der Gesamtstörung in die Berechnung der Erfolgsquote einbezogen, was mit einem deutlichen Informationsverlust einhergeht. In der vorliegenden Studie sollte daher überprüft werden, in wie weit sich die katamnestische Erfolgsquote von Patienten mit geringerem Schweregrad der Gesamtstörung von der von Patienten mit einem größeren Schweregrad unterscheidet.

Methode: In die Untersuchung wurde ein klinischer Entlassjahrgang von Alkohol- und Medikamentenabhängigen Patienten des Jahres 2007 (N=504) mit Hilfe eines sechsstufigen, geschlechtsspezifischen Schweregradindexes aus soziodemographischen und störungsbezogenen Variablen in zwei Gruppen (leicht: 0–2 Punkte und schwer: 3–5 Punkte) unterteilt und bezüglich der katamnestischen Erfolgsquote nach DGSS1 und DGSS4 verglichen.

Ergebnisse: Es zeigten sich statistisch signifikante Unterschiede in den Erfolgsquoten (DGSS1 und 4) zwischen den beiden Gruppen (p≤.001), wobei die Gruppe mit dem leichteren Schweregrad bei beiden Berechnungsformen deutlich bessere Erfolgsquoten aufwies.

Schlussfolgerungen: Die Hinzuziehung des Schweregradindex erhöht den Informationsgehalt katamnestischer Untersuchungen. Differenzielle Erfolgsquoten würdigen Veränderungen in Stichprobenzusammensetzungen und weisen auf die Notwendigkeit entsprechend zugeschnittener Interventions- und Behandlungskonzepte hin.

Literatur: Geyer et al. (2006). AWMF Leitlinie: Postakutbehandlung alkoholbezogener Störungen. Sucht, 52 (1), 8-34. Süß, H.-M. (1995). Zur Wirksamkeit der Therapie bei Alkoholabhängigen: Ergebnisse einer Meta-Analyse. Psychologische Rundschau, 46, 248-266. Sonntag, D. & Künzel, J. (2000). Hat die Therapiedauer bei alkohol- und drogenabhängigen Patienten einen positiven Einfluss auf den Therapieerfolg? Sucht, 46, Sonderheft 2, 88-176. Zobel, M. et al. (2007). Effektivität der stationären Suchtrehabilitation – FVS-Katamnese des Entlassjahrgangs 2004 von Fachkliniken für Alkohol- und Medikamentenabhängige. Sucht aktuell, 14 (1), 5-15.