Suchttherapie 2009; 10 - PO26
DOI: 10.1055/s-0029-1240458

Unterschiede in der Persönlichkeitsstruktur von Abhängigen von legalen und illegalen Suchtmitteln

I Englert 1
  • 1LWL-Kliniken Warstein und Lippstadt, Warstein

Fragestellung:

In der Arbeit mit Abhängigen von Alkohol, Opiaten, THC und Benzodiazepinen fallen im therapeutischen Rahmen unterschiedliche Verhaltensweisen auf, denen durch unterschiedliche Therapieangebote Rechnung getragen werden muss. Worauf beruhen diese wahrgenommenen Unterschiede?

Methoden:

In einer Querschnittuntersuchung wurden über eine Woche in einer Suchtmedizinischen Abteilung mit drei Stationen zum Entzug von illegalen Drogen, zwei Alkoholentzugsstationen und einer Station zum Entzug von Medikamenten und der Behandlung von Coabhängigkeit von Alkohol und Medikamenten und affektiven Störungen 96 Patienten mittels PSSI untersucht.

Ergebnisse:

Einer der auffälligen Befunde war, dass wie auch täglich erlebt, verschiedene Persönlichkeitsmerkmale bei Alkohol- und Opiatabhängigen, sowie Benzodiazepin- und Cannabisabhängigen häufiger und betonter auftreten. Bei Alkoholabhängigen sind dies der zurückhaltende, der kritische, der stille und der hilfsbereite Persönlichkeitsstil, bei den Benzodiazepinabhängigen finden sich ähnliche Befunde bis eine Betonung des eigenwillige Persönlichkeitsstil statt des zurückhaltenden. Bei den Opiatabhängigen dagegen führen der selbstbestimmte, der eigenwillige, der kritische und der stille Persönlichkeitsstil. Bei Cannabisabhängigen fanden sich der kritische, der loyale und der hilfsbereite Stil sehr akzentuiert.

Schlussfolgerungen:

Wie vermutet, finden sich besonders bei den Opiatabhängigen und den Alkoholabhängigen unterschiedliche Persönlichkeitsstile betonter. Der in der Behandlung häufig höhere Widerstand der Opiatabhängigen findet in der Betonung des selbstbestimmten und eigenwilligen und kritischen Ausprägung sein Abbild. Diesen Unterschieden wird in Therapieangeboten noch zunehmend Rechnung getragen werden müssen, um spezifischere Angebote für Abhängige von illegalen Drogen zu schaffen, um deren deutlich höherem Rückfallrisiko begegnen zu können.