Suchttherapie 2009; 10 - PO42
DOI: 10.1055/s-0029-1240472

Evidenzbasierte Suchtprävention – Möglichkeiten zur empirisch abgesicherten Verbesserung der Primär- und Sekundärprävention – Expertenbefragung im Landkreis Karlsruhe zur Suchtprävention

P Siedow 1
  • 1Fachstelle Sucht, Karlsruhe

262 Experten (Suchtprophylaxelehrer, Jugendzentrumsmitarbeiter, Elternvertreter, Polizeivertreter, Schüler) wurden befragt zur Suchtproblematik im Landkreis Karlsruhe, über die Aktivitäten und Akteure der Suchtprävention und was in der Suchtprävention erfolgreich sein könnte.

Alkohol und Tabak werden von den Experten als das größte Suchtproblem wahrgenommen. Die Einhaltung von Jugendschutzbestimmungen wird im Landkreis speziell von Jugendlichen kritisch gesehen. Problematisiert wird von den Befragten vor allem der Tabakkonsum bei Jugendlichen. Das niedrige Einstiegsalter bei Tabakkonsum wird von vielen ebenfalls als Problem wahrgenommen. Die Schule wird häufig als Zentrum der beschriebenen Problemlagen genannt. Probleme im Zusammenhang mit Alkohol lassen sich nicht auf das individuelle Abhängigkeitsrisiko reduzieren, sondern sie finden ihren Niederschlag in der Öffentlichkeit zum Beispiel in Form von Gewalt, Aggressivität, Sachbeschädigung und Lärmbelästigung. Der Konsum von illegalen Drogen ist im Vergleich zu Alkohol oder Tabak weniger in der Öffentlichkeit sichtbar. Vor allem der Konsum von Cannabis wird von den Befragten kritisch gesehen. Auffällig ist, dass bei allen Substanzen die konventionelle Prävention im Sinne von Aufklärung und Beratung am häufigsten durchgeführt wird. Eher unbeliebte Maßnahmen wie Kontrollen, Verbote oder Sanktionen werden zwar durchgeführt, haben aber eine eher untergeordnete Priorität. Zusätzliche Maßnahmen in diesem Bereich werden größtenteils als nicht notwendig erachtet. Aus Sicht der Experten sollten sich vor allem Eltern und Vereine verstärkt in der Suchtprävention engagieren.

Suchtpräventive Maßnahmen sind nicht unabhängig von anderen Maßnahmen zu sehen. Maßnahmen der Erziehung und der Aufklärung von Jugendlichen und Erwachsenen, strukturelle Maßnahmen der Verfügbarkeitsbeschränkung sowie Kurzinterventionen bei Risikogruppen sollten gleichwertige Bestandteile einer integrierten Suchtprävention sein.