Suchttherapie 2009; 10 - PO46
DOI: 10.1055/s-0029-1240476

Nikotinabhängige Raucher: Zusammenhang von Raucherstatus, Geschlecht und ADHS

BA Hachgenei 1, S Driess 1, C Fehr 1, K Lieb 1
  • 1Universitätsmedizin Mainz, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Mainz

Fragestellung:

Im Rahmen einer groß angelegten bevölkerungsrepräsentativen Untersuchung der Genetik von nikotinabhängigen Rauchern wurden ebenfalls Daten zum Vorliegen einer möglichen Aufmerksamkeitsdefizit/-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) der Probanden erhoben. Hier soll der Frage nachgegangen werden, in welcher Hinsicht sich nikotinabhängige Raucher von Niemalsrauchern in dieser Symptomatik unterscheiden.

Methodik:

Bei insgesamt 241 Studienteilnehmern (davon 104 nikotinabhängige Raucher und 137 Niemalsraucher; 106 Männer und 135 Frauen) wurde eine mögliche Aufmerksamkeitsdefizit/-Hyperaktivitätsstörung in der Kindheit retrospektiv mit der „Wender Utah Rating Scale Kurzform (WURS-k)“ (Retz-Junginger et al., 2002) erfasst. Es wurden neben dem Gesamtscore der WURS-k auch fünf, in einer Faktorenanalyse bestätigte, Faktoren der Skala betrachtet (Retz-Junginger et al., 2002).

Ergebnisse:

In einer univariaten Varianzanalyse zeigte sich ein signifikanter Einfluss (p<0,0001) sowohl des Raucherstatus als auch des Geschlechts auf den Summenwert der WURS-k. Nikotinabhängige Männer wiesen die höchsten Werte im Summenscore auf (M: 28,33 SD: 15,50) gefolgt von nikotinabhängigen Frauen (M: 21,96 SD: 12,82), niemalsrauchenden Männern (M: 19,94 SD: 12,62) und niemalsrauchenden Frauen (M: 14,55 SD: 10,12). Dasselbe Muster zeigte sich auch in der Betrachtung von vier der fünf Faktoren, „Aufmerksamkeitsstörung und Überaktivität“, „Impulsivität“, „Protestverhalten“ und „Störung der sozialen Adaption“, jedoch nicht bei dem Faktor „Ängstlich – depressive Symptomatik“.

Schlussfolgerungen:

Die Symptome einer kindlichen Aufmerksamkeitsdefizit/-Hyperaktivitätsstörung werden in ihrem Ausprägungsgrad von Geschlecht und Raucherstatus beeinflusst. Beide Faktoren sind jedoch von einander unabhängig, ein interaktionaler Zusammenhang war nicht nachweisbar.

Literatur: Retz-Junginger, P., Retz, W., Blocher, D., Weijers, H.-G., Trott, G.-E., Wender, P.H. & Rösler, M. (2002). Wender Utah Rating Scale (WURS-k). Die deutsche Kurzform zur retrospektiven Erfassung des hyperkinetischen Syndroms bei Erwachsenen. Der Nervenarzt 73: 830-838.