Suchttherapie 2009; 10 - PO56
DOI: 10.1055/s-0029-1240485

Unmittelbare Wirksamkeit einer psychosozialen Intervention bei Angehörigen behandlungsunwilliger Alkoholabhängigen – Evaluation des „Community Reinforcement And Family Training“-Ansatzes (CRAFT) – Erste Ergebnisse zur Wirksamkeitsevaluation in einer randomisierten Wartelisten-Kontrollgruppenstudie

J Iwen 1, HJ Rumpf 1, CW Müller 1, C Veltrup 2, J Freyer-Adam 3, U John 3, Z Landji 4, G Bischof 1
  • 1Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Lübeck
  • 2AHG Klinik Holstein, Lübeck
  • 3Universität Greifswald, Greifswald
  • 4Evangelische Suchtberatungsstelle Rostock, Rostock

Ziele:

Angehörige alkoholkranker Menschen leiden häufig unter stressbedingten Erkrankungen, gelten in der psychosozialen Versorgung aber als unterversorgt. Das „Community Reinforcement And Family Training“ (CRAFT), ein angehörigenbasierter Interventionsansatz, wurde in US-amerikanischen Studien als wirksam evaluiert. Die Studie überprüft, ob eine adaptierte Form dieser Intervention durch Nutzung des Leidensdruckes von Angehörigen die Inanspruchnahme suchtspezifischer Hilfen von behandlungsunwilligen Alkoholabhängigen erhöht. Zusätzlich werden direkte Auswirkungen auf Lebensqualität und psychische Gesundheit der Angehörigen erhoben.

Methode:

Es wird eine randomisierte Wartelisten-Kontrollgruppenstudie mit drei Follow-up-Erhebungszeitpunkten (3, 6, 12 Monate) durchgeführt. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind 71 Angehörige (anvisiertes N=120) alkoholabhängiger Indexpatienten (IP) über Ärzte, Beratungsstellen und lokale Medien rekrutiert worden, die im Anschluss an eine Baseline-Diagnostik randomisiert einer sofortigen Interventionsbedingung oder einer Warteliste zugeteilt wurden. Die Behandlung besteht aus 12 wöchentlichen Einzelsitzungen, in denen nach einer funktionalen Analyse des Alkoholkonsums u.a. Kommunikationsfertigkeiten und Verstärkungsstrategien vermittelt werden.

Ergebnisse:

Es wird davon ausgegangen, dass bis Sept. 09 Daten aus etwa 90 3-Monats-Katamnesen vorliegen, welche erste Aussagen zur Wirksamkeit des CRAFT-Ansatzes im Vergleich zur unbehandelten Wartegruppe erlauben. Erwartet wird eine Reduzierung des Alkoholkonsums sowie eine Erhöhung der Behandlungsaufnahmerate der alkoholabhängigen IPs und unabhängig davon eine Verbesserung des psychischen Wohlbefindens der teilnehmenden Angehörigen.

Schlussfolgerung:

Es wird erwartet, dass das Therapieprogramm seine Effektivität auch im deutschsprachigen Raum unter Beweis stellen und somit eine empirische Grundlage für die Implementation von Versorgungsangeboten für Angehörige Alkoholabhängiger schaffen kann.