Suchttherapie 2009; 10 - PO66
DOI: 10.1055/s-0029-1240492

Psychoanalytisch-interaktionelle versus verhaltenstherapeutische Gruppentherapie in der Rückfallprophylaxe der Alkoholabhängigkeit

E Niederhofer 1, J Mutinda 1, PW Nyhuis 1
  • 1St. Marien-Hospital Eickel, Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Herne

Methode:

Es wird eine randomisierte kontrollierte Studie vorgestellt, die 2 unterschiedliche Gruppentherapiekonzepte zur rückfallprophylaktischen Behandlung der Alkoholabhängigkeit untersucht.

Beide Gruppen laufen 6 Monate, jeweils vor Beginn und zum Ende werden überprüft:

Symptombelastung (Scl-90),

Lebenszufriedenheit (FLZ nach Fahrenberg, Myrtek, Schumacher, Brähler),

Leberwerte sowie

Rückfälle während der Behandlung.

Außerdem wird die Anzahl der Therapieabbrüche verglichen.

Die Zuordnung zu den Gruppen erfolgt in der Reihenfolge des Eintreffens der Patienten.

Die psychoanalytisch-interaktionellen (p.i.-) Gruppen haben anfangs 27, am Ende 23 Teilnehmer.

Die verhaltenstherapeutischen (vt.-) Gruppen haben anfangs 32, am Ende 21 Teilnehmer.

In beiden Gruppen wird zusätzlich indikationsabhängig eine medikamentöse Rückfallprophylaxe angewandt (p.i.-Gruppe: 81%, davon 86% Disulfiram, die anderen Acamprosat oder Naltrexon, vt.-Gruppe: 75%, davon 79% Disufiram, die übrigen Acamprosat oder Naltrexon).

Ergebnisse:

Die p.i.-Gruppen hatten eine geringere Abbrecherquote als die vt.-Gruppen (14,8% versus 34%). Abbrecher werden praktisch alle rückfällig.

Die Rückfälligkeit unter den Verbliebenen unterschied sich nicht signifikant (p.i.-Gruppe: 34% der Teilnehmer erlitten 1 oder mehrere Rückfälle, vt.-Gruppe: 38% der Teilnehmer erlitten 1 oder mehrere Rückfälle).

Die Leberwerte sanken in beiden Gruppen ab.

Die Lebenszufriedenheit (FLZ) besserte sich signifikant in der p.i.-Gruppe, die Symptombelastung sank aber nicht signifikant.

Die Symptombelastung (Scl–90) besserte sich signifikant hinsichtlich mehrerer Skalen in der vt.-Gruppe.

In der Rückfallprophylaxe–insbesondere bei der Haltekraft–erweist sich tendenziell die psychoanalytisch-interaktionelle Methode als überlegen, in der Symptomreduktion die verhaltenstherapeutische Methode.

Literatur: Brueck, R., Mann, K. F. (2006): Alkoholismusspezifische Psychotherapie: Manual mit Behandlungsmodulen. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln